Leseproben aus: Andreas Altmann, Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend





Auf der Homepage von Andreas Altmann finden sich eine Menge Auszüge aus dem Buch, so dass ich hier darauf verzichten kann. Nur eine einzige Stelle aus dem Nachwort des Verfassers möchte ich zitieren (S. 252), die mich fast so sehr erschüttert hat wie die Schilderungen aus der privaten Hölle im Haus seines Vaters. In kurzen aber klaren Worten schreibt er da, was diese Jugend – unter anderem – mit ihm gemacht hat:


Selbstverständlich hat sich an dem Gefühl, »nicht liebenswert« – nicht wert der Liebe – zu sein, nichts geändert. Noch immer nicht. Kein Jota. Seit der Stunde null, seit Mutters Kopfkissenattacke, hatte ich verinnerlicht, dass Liebe an Bedingungen geknüpft war. Unerfüllbare. Wortlos begriffen, gedankenlos, wie einen Fausthieb mitten ins Herz.

Im Französischen gibt es den eigenwilligen Ausdruck »une porte condamnée«, wörtlich übersetzt: eine verurteilte Tür. Gemeint ist eine Tür, die unpassierbar ist, blockiert. So ein vernageltes Tor hängt auch bei mir, hängt vor jener Herzkammer, die an meinem Geburtstag verbarrikadiert wurde. Auf ewig. Keine Rosskur, auch keine Schreibkunst, wird sie aufbrechen. Auch nicht der Mensch, der bereit wäre, mich zu lieben, schaffte sie – die Tür, eben dieses Wissen der Wertlosigkeit – aus der Welt. Denn ich, und jeder andere mit einer ähnlich vernichtenden Erfahrung, würde die Liebe nicht zulassen. Riecht sie doch nach Unheil, nach Todesangst. Sie ist nicht Liebe, sie ist der Tod. Sich der Liebe ausliefern, als Liebender oder als Geliebter, hieße, ins offene Messer rennen. Deshalb die Tür. Sie bewahrt uns vor dem Messer. All diejenigen, die bedenkenlos und unverbrüchlich geliebt wurden, nennen unsereins einen Feigling. Sie wissen nicht, was sie reden.





















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