Jacques Lusseyran
Das wiedergefundene Licht



         
         
Jacques Lusseyran Das wiedergefundene Licht

Autobiographie, 1983
Aus dem Französischen von Uta Schmalzriedt

Französische Originalausgabe: "Et la lumière fut", 1963
dtv Neuauflage 1989
(früher bei Klett-Cotta im Ullstein-Taschenbuchverlag)
ISBN 3-423-30009-4
286 Seiten
9,00 € (neue Ausgabe, dtv)
         
Du batest mich: "Erzähle mir die Geschichte deines Lebens." Doch ich hatte keine große Lust dazu. Du fügtest hinzu: "Vor allem möchte ich die Gründe erfahren, warum du das Leben liebst". Da habe ich Lust zum Erzählen bekommen, denn das war wirklich ein Thema – um so mehr, als mich diese Liebe zum Leben nie verlassen hat: nicht im Leiden, nicht in den Schrecken des Krieges, nicht einmal in den Gefängnissen der Nazis; im Glück sowenig wie im Unglück (was nur scheinbar soviel schwerer ist).
Aber nicht ein Kind wird jetzt seine Geschichte erzählen. Das ist schade. Der erwachsenen Mann wird sie erzählen, schlimmer noch: der Universitäts­professor, der ich geworden bin. Ich werde mich sorgfältig vor der Gefahr hüten müssen, zu belehren und zu beweisen (zwei große Illusionen); ich werde mich ganz klein machen müssen, werde das Amerika, das mir Ruhe gibt und das mich schützt, in Gedanken verlassen müssen, um jenes Paris wiederzufinden, das mich so bedroht und so beglückt hat.


Die Autobiographie von Jacques Lusseyran (1924 - 1971) ist in vielfacher Hinsicht außerordentlich bemerkenswert. Er schrieb sie im Alter von 29 Jahren, und sie umfasst nur die Zeit von seiner Erblindung, als er acht Jahre alt war bis zu seiner Befreiung als Zwanzigjähriger aus dem Konzentrationslager Buchenwald im Frühjahr 1945.

Es ist nahezu unglaublich, was ein so junger Mensch der Welt zu geben hat. Seine Erblindung hat in Jacques Lusseyran ein Licht ganz anderer Art entfacht: ein Licht der Liebe und Hingabe an die Menschen, wie sie einem sehr selten begegnen. Dieses innere Licht war es, das ihn die grauenvolle Erfahrung des Konzentrationslagers überstehen ließ, eine Zeit, in der er für die anderen durch seine innere Stärke Hilfe zum Überleben sein konnte.

Der Schwerpunkt dieser Lebenserinnerungen liegt auf der Zeit der französischen Résistance im zweiten Weltkrieg, die er an verantwortlicher Stelle mit aufgebaut hatte. Trotz der Beschreibungen von Krieg, Widerstand und KZ-Haft durchzieht ein warmer, liebevoller Ton dieses Buch, der den Leser reich beschenkt. Die Gaben, die dieser blinde Mensch für die Welt der Sehenden bereithält, sind von unendlicher Fülle.
         
 
         
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