Ingeborg Bachmann
Malina



         
         
Ingeborg Bachmann

Malina



Süddeutsche Zeitung Bibliothek, Bd. 97
ISBN 978-3-86615-547-3
299 Seiten
5,90 €
         
Zu meiner großen Schande muss ich gestehen, dass ich bis in mein vorgerücktes Alter kein Buch von Ingeborg Bachmann gelesen habe. Aber ich wusste eben nicht, was ich versäumt habe. Ingeborg Bachman (1926 – 1973) ist die ganz große Literatur. "Malina" ist dreigeteilt: im ersten Teil steht die Liebe der Ich-Erzählerin zu Ivan im Mittelpunkt, das Bild einer glühenden, beinahe kindlichen Liebe, Verliebtheit, Verehrung entsteht: ... weil Ivan mich zu heilen anfängt, kann es nicht mehr ganz schlimm sein auf Erden. Das große Glück.

Im zweiten Teil stürzt der Leser mit der Erzählerin in eine Folge von Alpträumen. Ihre Besonderheiten, ihre Verletzlichkeit, ihre Verletztheit haben einen Grund: den Vater, der sie als Jugendliche immer wieder missbraucht hat. Dieser Teil des Romans wird von der Literaturkritik als Anklage gegen die männerbeherrschte Welt des Krieges und des Nationalsozialismus gedeutet (siehe auch den Artikel in Wikipedia).

Im dritten Teil gewinnt die Figur des Mannes, mit dem die Erzählerin lebt, Malina, Konturen. Ihn braucht sie wie die Luft zum Atmen, er ist eine Art zweites Ich, ohne das sie sich ihrer eigenen Existenz nie sicher sein kann. Gegen Ende treibt der Text unaufhaltsam auf ein selbstzerstörereisches Ende zu, in sanfter, tödlicher Konsequenz. Die poetische Sprache Ingeborg Bachmanns ist von einer kaum spürbaren und doch überall lauernden Surrealität, entbehrt dabei völlig jener manchmal großsprecherischen experimentellen Gewagtheit mancher ihrer schreibenden Zeitgenossen. Ihre Sprache spiegelt sicher ihre Persönlichkeit wider: unaufdringlich, dabei von einer gewaltigen inneren Kraft.

"Malina" kann auch als eine Art dichterischer Autobiographie Ingeborg Bachmanns gelesen werden.
         
 
         
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