Sibylle Berg
Der Mann schläft



         
         
Sibylle Berg

Der Mann schläft



Carl Hanser Verlag
ISBN 978-3-446-23388-1
309 Seiten
19,90€
         
Einer Frau, für die die Welt überwiegend ein ekelerregender Ort ist, stößt die Liebe zu, völlig unerwartet. Damit hatte sie nicht mehr gerechnet. Eine Weile geht es gut, sehr gut, dann geschieht etwas noch weit Unerwarteteres: der Mann verschwindet, sie ist wieder allein, doch ihr Alleinsein ist nicht mehr dasselbe wie vorher.

Ich fand dieses Buch eigentlich eine Zumutung. Die Weltsicht dieser Frau (der Figur im Roman, nicht der Autorin, von der ich nichts weiß) ist derart empörend negativ, dass ich, nachdem ich den Text über eine weite Strecke ertragen hatte, das Buch weglegen und nicht zu Ende lesen wollte. So empfinden Menschen, die nichts mehr vom Leben erwarten. Diese Haltung ändert sich auch nicht, als sie "den Mann" (er hat bezeichnenderweise keinen Namen) gefunden hat und auch nicht, als sie ihn wieder verliert: Es ist alles Zufall. Nichts hat man sich verdient, gutes Benehmen garantiert kein langes Leben, es gibt weder Gerechtigkeit noch Vernunft, es gibt keine göttliche Weltordnung oder was auch immer wir herbeisehnen, um uns nicht ausgeliefert zu fühlen. Es kann alles vorbei sein in der nächsten Sekunde, oder noch schlimmer: Es kann alles genauso weitergehen.

Und so geht es auch weiter, das ganze Buch hindurch, in kunstvoller verbitterter Sprache. Innerhalb dieser unglaublichen Verneinung all dessen, was das Leben ausmacht, gewinnt die Beziehung (man traut sich fast nicht "Liebe" zu sagen, um nicht im nächsten Augenblick eine Ohrfeige zu riskieren) zwischen der Erzählerin und "dem Mann" eine inselhafte Qualität, die nichts mit dem Rest der Welt zu tun zu haben scheint. Gerade diese einsame Qualität ist es, die das Buch dann letztendlich doch lesenswert macht. Durch die ganze schwarze Trauer und Verbitterung scheint ein fernes, singuläres Licht.
         
 
         
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