Jaume Cabré
Die Stimmen des Flusses



         
         
Jaume Cabré

Die Stimmen des Flusses



Suhrkamp
ISBN 978-3-518-46049-8
666 Seiten
9,90 €
         
Im Zentrum dieses großartigen Romans steht Senyora (nicht Señora – es handelt sich um einen katalanischen Roman!) Elisenda Vilabrú, die sehr früh lernt, aus der phänomenalen Wirkung, die sie auf Männer ausübt, Konsequenzen zu ziehen. Sie wird reich und besitzt Macht, viel Macht. Im spanischen Bürgerkrieg steht sie, die einer alten renommierten und wohlhabenden Familie angehört, selbstverständlich auf der Seite der Franquisten. Der Dorfschullehrer Oriol, der einzige Mann, in den sie sich in ihrem langen Leben verliebt (nachdem sie einen anderen geheiratet hat), gerät eher aus Zufall denn aus Überzeugung (oder gar aus Heldenmut) auf die andere Seite, die Seite des illegalen Untergrunds, des Maquis. Das weiß aber keiner, auch nicht Senyora Elisenda. Bis ...

Die Handlung spannt einen weiten Bogen von den Jahren des spanischen Bürgerkriegs mit seinen Abscheulichkeiten bis in die Gegenwart des frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts, als per Zufall eine Lehrerin einen Brief Oriols entdeckt, der nie seinen Empfänger erreicht hat, und der aufdeckt, dass alles ganz anders gewesen ist, als es für die Bewohner des kleinen Pyrenäendorfes Torena den Anschein hatte.

Die Stilmittel, die Cabré anwendet, führen zu einer großen erzählerischen Dichte. Man ist unmittelbar in die Gedanken der handelnden und sprechenden Personen eingebunden. Oft wechselt die Zeit oder die Perspektive, aus der erzählt wird, mitten im Satz und deckt so Querverbindungen auf und schafft Assoziationen. Vom Leser verlangt dieses Buch Scharfsinn und Aufmerksamkeit.

Es kommt einigermaßen viel Sex vor in diesem Roman. Aber er gehört immer unbedingt zur Sache, ist nie schlüpfrig und bringt eine gute Portion Humor in die Schilderung der tragischen und grausamen Zeitumstände. Und man erweitert seine Lateinkenntnisse um ein Wort, das man sicher nicht in der Schule gelernt hat.

Eines der besten Bücher der letzten Jahre.
         
 
         
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