| Traumpfade | Aus dem Englischen von Anna Kamp Titel der Originalausgabe "The Songlines", 1987 |
Lizenzausgabe für Süddeutsche Zeitung Bibliothek, 2004 (deutsche Erstveröffentlichung 1990) |
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| Bruce Chatwin nähert sich den Eingeborenen Australiens auf eine sehr individuelle und gleichzeitig allgemeine Art. Das Individuelle kommt in seinen persönlichen, menschlichen Blick zum Ausdruck, den er auf den Einzelnen richtet, und der sich im Grundsatz in nichts von dem Blick auf Weiße oder Angehörige anderer Rassen unterscheidet. So selbstverständlich dies vielleicht heute sein mag, angesichts der Verbrechen, derer sich die australische Regierung gegenüber den Aborigines in der Vergangenheit schuldig gemacht hat, ist dies immer noch erwähnenswert. Es wird auch deutlich, wie sehr alle Bemühungen, die Aborigines zu "sozialisieren" zum Scheitern verurteilt sind, solange man sich nicht die Mühe macht, zum Verständnis ihrer Spiritualität zu gelangen. Und dies ist das Allgemein-Universelle an Bruce Chatwins aufregendem Buch: er gliedert die "Traumwelt" Australiens ein in die Philosophien und Kulturen der Welt, und stellt dabei mühelos Bezüge zu westlichem, fernöstlichem oder afrikanischem Gedankengut her.
Chatwin kommt zu dem Schluss, dass es den Menschen aller Kulturen gleichermaßen in die Wiege gelegt ist, Wanderer auf Erden zu sein. Das Nomadentum sieht er als die eigentliche Lebens- und Kulturform für uns alle an und belegt diese Aussage mit einer Fülle von Zitaten und Beobachtungen aus allen Teilen der Welt und allen Zeitaltern der Geschichte. Besondere Aufmerksamkeit legt er auf Quellen, die aus der Zeit stammen, in der die Menschen anfingen, sesshaft zu werden. Die Quellen bezeugen, welch ungeheurer Kampf es gewesen sein muss, das Wandern zu überwinden. Für mich, der ich als Gärtner gelernt habe, welch enorme Kulturleistung die Sesshaftwerdung bedeutete, war dieses Buch eine spannende Lektüre. | ||||
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