Der Querkopf Siggi Jepsen sitzt in einer Jugendstrafanstalt auf einer Insel in der Elbmündung, nicht weit von Glüserup, wo er aufgewachsen ist, gleich hinterm Deich. Er arbeitet an einer Strafarbeit, ein Aufsatz zum Thema „Die Freuden der Pflicht“. Dass ihn die Flut seiner Assoziationen und der Erinnerungen an seinen Vater, den „Polizeiposten Rugbüll“ im Dritten Reich, derart überwältigt, dass er nichts aufs Papier bringt, verschafft ihm verschärfte Strafbedingungen und er muss den Aufsatz in Einzelhaft niederschreiben. Seine Abhandlung, die er in tagelanger Arbeit, weit über das geforderte Soll hinaus, anfertigt, ist das Material dieses Buches. Eine zentrale Rolle spielt darin der Maler Max Ludwig Nansen, dessen „entartete“ expressionistische Bilder unter den Nazis ihm ein Malverbot einbringen, welches sein Jugendfreund, eben der „Polizeiposten Rugbüll“, durchsetzen soll und – in Erfüllung seiner Pflicht – auch durchzusetzen versucht. Der Maler wird zum Idol des etwa zwölfjährigen Siggi, der versucht, die trotz des Verbots entstehenden Bilder vor der Beschlagnahmung und Vernichtung zu retten. Die Erzählung führt in epischer Breite und in einem Stil, der jeden, der sich selbst im Schreiben versucht, eigentlich nur demütig machen kann, über den Zusammenbruch der Naziherrschaft in die erste Zeit des Nachkriegsdeutschland. Nansen wird ein gefeierter Künstler, der Polizeiposten Rugbüll aber bleibt der alte: er bekennt sich dazu, seine Pflicht ausgeübt zu haben.
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