Ken Wilber
Eine kurze Geschichte des Kosmos



         
         
Ken Wilber Eine kurze Geschichte des Kosmos   Fischer Taschenbuch, 1997
ISBN 3-596133971
427 Seiten
11,90 €
         
Über Ken Wilber möchte ich mehr wissen. Er scheint mir einer der wichtigsten Köpfe unter den Gegenwartsphilosophen zu sein. Sein Bestreben ist es, sämtliche Theorien über das menschliche Bewusstsein, die die Menschen jemals aufgestellt haben, in ein geordnetes System zu bringen. Dabei weist er den Denkern der Antike (vorrangig Plato und Plotin) ebenso ihren Platz zu wie den deutschen Philosophen der Aufklärung und des Idealismus, Freud ebenso wie Hegel, den Theosophen ebenso wie den spirituellen Meistern der Sufis, den christlichen Mystikern des Mittelalters ebenso wie den buddhistischen Lehrern. Wilber geht dabei äußerst integrativ vor: es gibt nirgends ein "richtig" oder "falsch", wohl aber ein "nicht ausreichend". Den Bestrebungen neuerer Zeit, einen leicht zu verdauenden, scheinbar ganzheitlichen Standpunkt zu suchen, erteilt er eine rigorose Abfuhr und entlarvt den ganzen "esoterischen" Hokuspokus als die letzte Variante des Materialismus. "Flachland" nennt er die Region, in der die Prediger des New Age zu Hause sind.

Wilber betrachtet die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins selbstverständlich nicht als eine Funktion unseres physischen Gehirns (wie es gerade wieder schick zu sein scheint), sondern zeigt den Weg des Geistes aus einem vormenschlichen Zustand über unser gegenwärtiges Dasein hin zu einem "transpersonalen" Ziel, dem einen "GEIST". "GEIST" ist das, was vor der Materie und vor jeder Entwicklung da war, also Gott. Wilber betrachtet sowohl den Entwicklungsgang der Menschheit insgesamt als auch den, den jeder Einzelnen von uns während seines Lebens durchschreitet. In uns allen steckt die Möglichkeit jenes letzte Ziel, die Vereinigung mit dem "GEIST" zu erreichen. Die Meditation ist der Weg dazu.

Denker der Neuzeit haben die Methode der inneren Versenkung nicht mehr als Weg zur Erkenntnis genutzt, von der großen Ausnahme Rudolf Steiner einmal abgesehen. Wilber praktiziert die Meditation täglich und möchte daher Kritik an den Erkenntnissen, die er auf diese Weise gewinnt, auch nur denjenigen zugestehen, die sich ebenfalls auf diesen Weg begeben.

"Eine kurze Geschichte des Kosmos" ist eine Zusammenfassung Wilbers wichtigster Erkenntnisse zur Entwicklung des menschlichen Bewusstseins. Woher kommen wir - wohin gehen wir: der Originaltitel "A Brief History of Everything" ist näher am Inhalt. Das Buch behandelt tatsächlich "Everything".

Was mir persönlich bei Wilber zu kurz kommt, ist die Anthroposophie Rudolf Steiners. Hier scheint dem umfassend informierten und auf allen relevanten Gebieten bewanderten Wilber eine schwere Unterlassung passiert zu sein: Ausgerechnet die Geistesströmung, die seinen eigenen Intentionen am nächsten kommt, wird nur marginal erwähnt.

Das Buch ist in eher populärer Sprache geschrieben und verwendet Frage und Antwort als Darstellungsform.
Internetseiten, die sich mit Ken Wilber beschäftigen:

http://if.integralesforum.org http://if.integralesforum.org
www.transpersonal.com www.transpersonal.com
www.integralworld.net www.integralworld.net (englisch)
www.kenwilber.com www.kenwilber.com (englisch, Ken Wilbers eigene Seite)

Die Seite "integralworld.net" wird von dem Holländer Frank Visser gemacht, von dem es eine sehr empfehlenswerte Zusammenschau des Werks von Ken Wilber gibt. Die deutsche Version heißt: Ken Wilber - Denker aus Passion (Via Nova 2002, 24,80 €, ISBN: 3-93648600X)
         
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