WERNERS BLOG

(Links zu allen Einträgen: siehe linke Spalte)
 


Freitag,
30. September 2016
Nachlese: Anfang der Woche wurde in Dresden ein Sprengstoffanschlag auf eine Moschee verübt. In den ersten Reaktionen dazu war zu hören: Es gibt noch kein Bekennerschreiben.

Darüber sollte man sich nicht wundern, denn um ein Bekennerschreiben zu verfassen, hätten die Täter ja des Lesens und Schreibens mächtig sein müssen. Ernsthaft kann man solche Fähigkeiten aber nicht von Menschen erwarten, die Moscheen anzünden.

Bald darauf tauchte allerdings ein solches Schreiben auf (siehe tagesschau.de), auf der Plattform indymedia.org, die bürgerlicherseits gerne "linksradikal" genannt wird. Der sächsische Innenminister von der CDU ist mit der leicht durchschaubaren Fälschung gleich an die Öffentlichkeit gegangen. Er hätte es vielleicht gerne gehabt, dass die Bombe von Linken gelegt wurde. Die können lesen und schreiben – allerdings weder fehlerfrei noch verständlich, wie das sogenannte Bekennerschreiben und die Texte auf der Plattform lehren.

Ich fühle mich an das Jahr erinnert, nach dem man meine Generation benannt hat, und das schon fast ein halbes Jahrhundert zurückliegt.


"Bekennerschreiben" – Quelle: tagesschau.de, nach "linksunten.indymedia.org"
      "Bekennerschreiben"
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Donnerstag,
22. September 2016
Erste Sätze (18)


Thomas Mann, Lotte in Weimar (1939)

Der Kellner des Gasthofes "Zum Elephanten" in Weimar, Mager, ein gebildeter Mann, hatte an einem fast noch sommerlichen Tage ziemlich tief im September des Jahres 1816 ein bewegendes, freudig verwirrendes Erlebnis.
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Mittwoch,
21. September 2016
Wieder Erheiterndes aus den aktuellen Nachrichten: Bayern hat die Forderung nach einem bundesweiten Verbot von Gesichtsschleiern vor Gericht in den Bundesrat eingebracht, höre ich ( Deutschlandfunk).

Richter müssten das Gesicht von Prozessbeteiligten sehen können, sagte der bayerische Justizminister Bausback zur Begründung. Burka und Niqab behinderten eine offene Kommunikation und erschwerten die Ermittlung der Wahrheit in Gerichtsverfahren. Bisher müssen die Gerichte wegen fehlender gesetzlicher Regelungen im Einzelfall entscheiden, ob sie die Abnahme eines Gesichtsschleiers anordnen.

Man kann sich die heillose Überlastung der Gerichte vorstellen: Ständig muss über Burkaträgerinnen entschieden werden, die massenhaft vor deutschen Gerichten erscheinen. Da ist ein Gesetz in der Tat dringend notwendig.

   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Montag,
19. September 2016
Berlin hat gewählt. Mit dem inzwischen normalen hohen Anteil der AfD: 14,2%.

Zwar weiß ich nicht, wer oder was sich hinter den 7,4% "Anderen" versteckt, aber die SPDCDUGrüneLinkePiratenFDP-Partei, die auf 78,4% kommt, findet die Flüchtlingspolitik (und vieles andere) in Deutschland offenbar richtig.

Also nicht aufregen.


   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Montag,
12. September 2016
Das besondere Verhältnis Gottes zum jüdischen Volk sei für Christen nicht verhandelbar, sagte heute der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Heinrich Bedford-Strohm (Quelle: Deutschlandfunk).

Er hat es vermutlich gut gemeint, er wollte den Juden eine Freundlichkeit entgegenbringen, schließlich war der Anlass seiner Worte die Preisverleihung an Charlotte Knobloch, die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Aber um Gottes Willen: Wenn wir anfangen, Gott (egal, was wir uns unter diesem Begriff vorstellen), eine privilegierte Beziehung zu bestimmten Völkern oder Gruppen zu unterstellen, fachen wir das Feuer des Hasses zwischen den Religionen nur noch heftiger an. Unser Gott (oder der der Juden usw.) ist der bessere, heißt das.

Bedford-Strohm wird größte Mühe haben, das, was er da losgetreten hat, irgendwie wieder einzufangen.



  nach oben ↑ nach oben

  nach unten ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
  Abends in der Wohnung eine Hornisse im Glas gefangen. Wenn ich sie auf dem Balkon freilasse, wird sie sofort zum Licht fliegen, das heißt zu mir zurück, sonst ist hier alles dunkel.

Also muss sie die Nacht im Glas verbringen. Achte darauf, dass Luft ins Glas kommt.
 
Hornisse im Glas
(Klick öffnet ein neues Fenster)
  nach oben ↑ nach oben

  nach unten ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)




Sonntag,
Derelfte-
september 2016
Neulich im Harzwald (Landkreis Rottweil) ein schönes Exemplar der seltenen Breitblättrigen Glucke (Sparassis brevipes) entdeckt.

Leider erst hinterher gelesen, dass es sich um einen sehr guten Speisepilz handelt (sieht man dem Monster ja nicht gleich an).


Breitblättrige Glucke (Sparassis brevipes)
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Samstag,
10. September 2016
Was geht vorbei im Lauf des Tages:

Heiner Geissler sagt: Wer ständig sagt "Wir schaffen das nicht", dankt als politische Gestaltungskraft ab.


Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, sagt: Man kann nicht mit unchristlichen Parolen das christliche Abendland beschwören.

Was bleibt am Ende des Tages:

Wir pflegen unseren gemeinsamen Garten.
 
Kratzbürstengartenarbeit: Elke Kratzbürstengartenarbeit: Manfred Kratzbürstengartenarbeit: Corinna und Amelie Kratzbürstengartenarbeit: Anni und Ghaith - wir schaffen das.
   
  Wir schaffen das.    
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Samstag,
3. September 2016
Aus gegebenem Anlass muss ich auf eines dieser Bücher mit den langen Titeln zurückkommen, nämlich Frank Witzels Erfindung der Roten Armee Fraktion usw. usf. Aus dem 800-Seiten-Buch wurde unter Mitarbeit des Autors ein Hörspiel, gesendet heute Abend im Deutschlandfunk. Das muss ich hören, dachte ich, denn das Buch liegt immer noch auf meinem Nachttisch, das Lesebändchen jetzt zwischen den Seiten 232 und 233 (also immerhin schon hundert Seiten weiter als vor drei Monaten, als ich mich zum ersten Mal hier darüber ausgelassen habe).

Ich bin von dem Ergebnis sehr beeindruckt, ein großartiges Kunstwerk ist da entstanden. Ich habe noch ein wenig in dem Buch geblättert, unter anderem die letzte Seite gelesen, und jetzt wird das Werk vom Nachttisch zurück ins Regal gehen, dort den Platz von drei durchschnittlichen Büchern einnehmen und vermutlich für sehr lange Zeit nicht mehr angefasst werden.

Es gibt Bücher, die eignen sich einfach nicht für den Nachttisch, aber woher soll man das vorher wissen (gar, wenn sie so ermüdend lange Titel haben)?


   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Freitag,
2. September 2016
Der Eiertanz ist zwar keine olympische Disziplin, gleichwohl gehört seine Beherrschung zu den Grundfertigkeiten eines jeden Menschen, der in der Politik etwas gelten will. Ein schönes Beispiel liefert derzeit die Bundesregierung: Da meldet Spiegel online, die Regierung würde sich von der Armenien-Resolution des Bundestages distanzieren (in der dieser den Völkermord an den Armeniern 1915 als solchen bezeichnet hatte). Woher hat der Spiegel diese Information? Hat man sie von Seiten der Regierung gezielt gepflanzt, damit man hinterher etwas zum Dementieren hat? Es gibt viele Interessen in diesem Spiel.

Wie dem auch sei, jetzt kann die oben erwähnte nicht-olympische Disziplin zum Einsatz kommen. Einerseits: von einer Distanzierung könne überhaupt keine Rede sein, andererseits: die Resolution des Bundestags sei für die Regierung rechtlich nicht bindend. Einerseits: die Berichterstattung sei irreführend und teils falsch, andererseits: weder die Kanzlerein noch der Außenminister nehmen das V-Wort in den Mund.

Politische Irreführung für Anfänger nennt der Spiegel diesen verzweifelten Versuch Erdoğan bei Laune zu halten.



   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
  Und weil's gerade so schön ist, noch ein paar Bemerkungen zu einem aktuellen politischen Thema.

Die irische Regierung wehrt sich dagegen, 13 Milliarden Euro Steuernachzahlung anzunehmen, die ihr von der europäischen Kommission soeben zugesprochen wurden. Was für ein glückliches Land, das solche Peanuts nicht nötig hat. Die Argumentation, so hört man, geht in die Richtung, dass Investoren abgehalten werden könnten, sich in Irland niederzulassen (siehe ein Interview im Deutschlandfunk mit dem Wirtschaftswissenschaftler Aloys Prinz).

Investoren wollen, wie man weiß, nichts anderes als Arbeitsplätze schaffen. Geht man von 60.000,- Euro Kosten pro Jahr für einen Arbeitsplatz aus, so würden die 13 Milliarden Euro ausreichen, um mehr als 20.000 Arbeitsplätze auf zehn Jahre hinaus zu finanzieren.

Kein weiterer Kommentar.
   
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)




Montag,
29. August 2016
Die alten Tagebücher (Fundstück 5)

1.2.1979

(...)

Habe heute C. von meiner großen Sehnsucht erzählt: Ein Haus in einer einsamen Ecke Südfrankreichs – oder einem vergleichbaren Landstrich – mit lieben Freunden als Nachbarn, einem Stückchen Land und ich mit viel Energie und Liebe, um mir das dann nach meinen Vorstellungen herzurichten. Und noch eine "Aufgabe" im Kopf, Schreiben oder Musik ..., ach ja, ein Traum! Aber ich bin noch lange jung genug, um mir meine Träume zu erfüllen!

(...)
       
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)




Sonntag,
28. August 2016
Deutschlandfunk heute nachmittag, ein Interview mit der Künstlerin Mary Bauermeister (Jahrgang 1934). Wenn junge Leute nicht wüssten, was sie machen sollten, sagte sie sinngemäß, würde sie ihnen immer raten, das zu tun, wozu man mehr Mut braucht.



   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Freitag,
26. August 2016
Bilder von unterwegs



Nicht weit vom Bodensee
      Nicht weit vom Bodensee
       




Wenn's der Seele gut tut ...
      In der Probierstube eines Weinguts in Waiblingen
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Donnerstag,
18. August 2016
Zum Burkathema noch ein Nachtrag: In der Internationalen Presseschau des Deutschlandfunks wird heute die niederländische Zeitung Trouw zitiert, die das Verbot einiger französischer Gemeinden, am Strand Ganzkörper-Badeanzüge zu tragen, kommentiert (Stichwort "Burkini-Verbot"):
Einer Frau, die sich weigert sich öffentlich auszuziehen, unsittliches Verhalten vorzuwerfen: Das zeugt selbst in Cannes von Originalität. Schwerer wiegt allerdings, dass der Bürgermeister von Cannes, der ein Burkini-Verbot für seine Gemeinde verfügte, offensichtlich keine Ahnung davon hat, was die Trennung von Staat und Kirche bedeutet. Der eine misst sich im Umgang mit dem anderen keine besonderen Rechte zu. Nicht mehr und nicht weniger. Wo ist das hellsichtige und rationale Frankreich geblieben? Das Land, das scharf zu analysieren wusste und sich nicht verrückt machen ließ durch Leidenschaften und Oberflächlichkeiten – und die Disziplin aufbrachte, nicht alles mit allem durcheinanderzubringen, wenn es gerade passt.
Muslimin im Burkini (Quelle: Spiegel online)
      Muslimin im Burkini
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Montag,
15. August 2016
Zwischendurch ein Wort zu aktuellen Nachrichten.

Gerade geistert wieder das Verbot der Burka durch die Medien, ein Streitthema, bei dem die Emotionen zünftig hochkochen: Auf der einen Seite vermischt man das Thema mit dem der Terrorismusbekämpfung, man hält Burkaträgerinnen offenbar für lebende Sprengstoffgürtel (wie hoch der Anteil der Selbstmordattentäter ist, die bei ihrer Attacke eine Burka tragen, ist nicht dokumentiert), auf der anderen Seite wird ein Burkaverbot als Angriff auf die Selbstbestimmung der Frau gesehen, wie eine Schweizer Aktivistin meint, die die Burka aus Lust zur Provokation in Locarno im Schweizer Kanton Tessin spazierenträgt, wo man das Tragen dieses Kleidungsstücks verboten hat. Das Gesetz schränkt meine Grundrechte ein, sagt sie, es soll meine Bewegungsfreiheit einschränken. Der zu kleine Sehschlitz in ihrer Verkleidung hat ihr offenbar den Blick dafür geraubt, was ihrer Freiheit wirklich im Weg steht.
Burkaträgerinnen in Afghanistan (Quelle: Wikipedia)

      Burkaträgerinnen in Afghanistan

Auch ich finde eine Burka in Europa ein deplaziertes Kleidungsstück, auch und vielleicht gerade unter den gegenwärtigen Umständen, da alles sich wandelt und im Fluss ist. Das Ding kann man durchaus als Manifest interpretieren, sich nicht integrieren zu wollen. Ein Verbot halte ich allerdings für überflüssig, sogar schädlich, da es zu Provokationen geradezu herausfordert, siehe die Schweizerin. Ein Verbot trägt zur Eskalation des Streits bei, verursacht unnötigen Unfrieden. Kann man es nicht bei einem Appell belassen: Schaut her, diese Vermummung ist hier unerwünscht, das gehört nicht hierher, lasst es bitte sein?

Bei anderen Maskeraden ist man ja auch tolerant (ganz besonders in der Schweiz).




Basler Fasnacht (Quelle: Wikipedia)

      Basler Fasnacht
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Samstag,
13. August 2016
Josef (28) – Fortsetzungsgeschichte, 28. Teil ( zur Einleitung)

( zum 27. Teil)


Das war also meine letzte Begegnung mit Josef: seine Grablegung auf dem großen Friedhof in Münchens Südosten. Jetzt ist er da, dachte ich, wovor es ihm zu Lebzeiten so gegraust hatte: im Paradies.

Das Paradies war zwischen uns zum Thema geworden, als er mich das erste Mal in sein Haus in Aubrac eingeladen hatte, in jenes Château, das er aus dem Ruinenzustand zu einem prachtvollen bewohnbaren Kunstwerk umgestaltet hatte. Er erzählte mir von seinem Werdegang, da ich neugierig geworden war: wie kommt einer dazu, solche wunderbaren Werke zu schaffen. Er berichtete mir von den Stationen seiner Ausbildung und den beruflichen Etappen, aber diese Dinge erhellen ein Leben nur sehr begrenzt. Letztendlich stößt man bei der Suche nach dem anderen Menschen immer an das unlösbare Geheimnis der Individualität.

Wir saßen auf der Terrasse bei Kerzenlicht an einem seiner Wunder – man konnte das Stück nicht mit so einem banalen Wort wie Tisch bezeichnen. Die Beine bestanden aus starken Ästen, und wie bei den Pfosten seines Betts waren die Grundformen weitgehend Natur, die Platte war aus mehreren Baumscheiben zusammengefügt, perfekt geglättet und fein lackiert. Josefs Werke forderten geradezu, dass man sie berührte, es war ein sinnlicher Genuss, mit der Hand über die Formen zu streichen, über gerundete und geschliffene Kanten, Buchtungen, Wölbungen. Wie die Haut lebendiger, warmer Wesen fühlten sich die Oberflächen seiner Möbel an.

Wir genossen den lauen Oktoberabend, der Himmel im Westen hatte rosa und purpurfarbene Streifen angelegt, und ich muss wohl so eine Bemerkung gemacht haben, wie: du weißt, dass du hier im Paradies lebst, und mit einem Mal schaute er mich scharf an, und die Lachfältchen, die sein Gesicht überzogen, bekamen etwas Giftiges.

– Geh mir weg mit deinem Paradies!, sagte er, Paradies heißt, dass dir alles geschenkt wird, dir die gebratenen Tauben ins Maul fliegen und du für nichts einen Finger zu rühren brauchst.

– Aber du sprichst doch selbst von den Geschenken, die du hier kriegst, warf ich ein.

– Geschenke krieg ich, weil ich meine Finger rühre! Das Paradies ist was ganz anderes: du lässt es dir gut gehen, und die Verantwortung trägt ein anderer.

Ich verstand: Paradies war Josefs Synonym für Verantwortungslosigkeit.

– Dass uns der liebe Gott einst aus dem Paradies vertrieben hat, war die einzige vernünftige Eingebung, die er jemals gehabt hat, sagte er, – aber, falls du das meinst: schön ist es hier schon.

Da, wo er jetzt war, durfte er die Verantwortung für sein Leben endlich in andere Hände legen.


(Vorläufiges) Ende


   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
  Nachtrag zum Thema der Neophyten:

Der Artikel jenes Eiferes liegt bereits mehr als zehn Jahre zurück. Auch damals gab es von vernünftiger Seite Erwiderungen, zum Beispiel im Magazin der Süddeutschen Zeitung.
   
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)




Freitag,
12. August 2016
Vor kurzem im Konzert gewesen: das Ensemble Aria di Follia im Freiburger E-Werk, Teil des jährlich stattfindenden Festivals Tamburi Mundi. Das italienische Quartett hatte sich um einen fünften Musiker bereichert, den algerischen Oud-Spieler Hadji Baba Ahmed, und ihr Programm nannte die Gruppe Mediterranean Dialogues. Der Zusammenklang zwischen italienisch-europäischem Barock und nordafrikanischer Musiktradition war wie eine Brücke über das Mare Nostrum, das immer schon mehr Verbindung als Trennung war.

Ich dachte beim Anhören: Diese Musik könnte auch eine Brücke zwischen der Kultur der Flüchtlinge (die teilweise über dieses Meer zu uns gekommen sind) und der unseren sein, und vielleicht sollte man einfach mal einen von ihnen oder eine Gruppe mit in ein solches Konzert nehmen.



   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Montag,
1. August 2016
Da ist es wieder: Das Springkraut, Impatiens glandulifera.



 
Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) mit Schwebfliege
   
  Jedes Jahr um diese Zeit beginnt die Vollblüte dieser schönen Wildpflanze. Und jedes Jahr hebt auch das Geschrei an, man solle den Neophyt (= Pflanze, die sich ohne oder mit menschlicher Einflussnahme in einem Gebiet etabliert hat, in dem sie zuvor nicht heimisch war, siehe Wikipedia) bekämpfen, am besten gleich ganz ausrotten. Die Schuld der Schönen? Sie würde heimischen Pflanzen den Lebensraum wegnehmen.

Es gibt glühende Eiferer unter den sogenannten Naturschützern, die das Springkraut am liebsten mit Stumpf und Stiel ausrotten, es massakrieren würden, und ihre Argumente mit der Verbissenheit eines Savonarola verbreiten und verteidigen (zum Beispiel dieser Mensch). Zur Betonung der invasiven Fremdheit nennen sie die Pflanze bevorzugt "Indisches" Springkraut: geh doch hin, wo du herkommst, soll dieser Name signalieren. Zu Menschen aus Asien so etwas zu sagen verbietet sich in gebildeten Kreisen, bei Pflanzen darf man seinen Rassismus dagegen ungestraft ausleben.

In nenne diese Leute "sogenannte" Naturschützer, weil sie meines Erachtens eine verkehrte Vorstellung von der Natur haben. Die Natur muss nicht vor sich selbst geschützt werden, die Natur (soweit sie überhaupt noch auf der Welt überlebt hat) ist in ständiger Wandlung, die Botanik unserer Tage unterscheidet sich erheblich von der vor tausend Jahren und ebenso von der in tausend Jahren. Pflanzen verdrängen einander, Arten verschwinden, andere tauchen auf, die ursprünglich in anderen Erdteilen zuhause waren. Das sind Prozesse, die durch die Globalisierung teils hervorgerufen, teils verstärkt werden und auch nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Das Artensterben, das wir Menschen auf dem Gewissen haben, lässt sich nicht dadurch verhindern, dass wir Arten bekämpfen.

Ob diese Menschen sich schon einmal Gedanken darüber gemacht haben, wo die Mehrzahl unserer Nutz- und Nahrungspflanzen herkommt: Kartoffeln, Tomaten, Mais, Gurken, Bohnen, Erdbeeren, Reis, Weizen, Gerste, Erbsen, Zwiebeln, Kürbis, Baumwolle ... keine dieser Pflanzenarten stammt aus heimischen Breiten. Alles Neophyten aus anderen Erdteilen.

Sicher gibt es "invasive" Pflanzen (auch so ein suggestives Wort: "Invasion" steckt da drin, Bedrohung, Eroberung ...), die man besser hier nicht hätte, weil sie nicht nur für die Wildpflanzen, sondern auch für die Kulturpflanzen ein Problem darstellen können, ich denke z.B. an den japanischen Knöterich (Fallopia japonica).
   
 
Japanischer Knöterich (Fallopia japonica) Japanischer Knöterich (Fallopia japonica) Japanischer Knöterich (Fallopia japonica) Japanischer Knöterich (Fallopia japonica)
   
  Er ist deutlich "aggressiver" (er möge mir verzeihen) als das Springkraut. Aber wer ihn auf seinem Gelände nicht haben will, der kann ihn ja abmähen, mehrmals im Jahr. Eine Pflanze, die nicht mehr assimilieren kann, wird irgendwann eingehen. Das Springkraut dagegen ist für die heimische Insektenwelt ein großes Geschenk. Dieselben Menschen, die das Springkraut verdammen und ausrotten möchten, beklagen an anderer Stelle das Bienensterben und die immer magerer werdende Nahrungsgrundlage für Honig- und Wildbienen. Warum kann man für ein solches Geschenk nicht dankbar sein?

Der oben erwähnte Eiferer nennt den Wert des Springkrauts (und anderer Neophyten) für die Bienen einen Nutzen für "eine kleine Gruppe von Menschen" (er meint die Imker) – dümmer geht es kaum.
   
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Sonntag,
31. Juli 2016
Sonntag im Hochsommer. Auf meine Dachfenster trommelt laut der Regen, und wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich so etwas:

"Sommer"




 
  (Ich darf aber nicht laut sagen, dass ich so ein Wetter eigentlich liebe ...)     
       
       
  Anfang der Woche sah es noch anders aus:

Kratzbürstensommer (2)
   
 
Kratzbürstensommer Kratzbürstensommer Kratzbürstensommer Kratzbürstensommer
   
 
Kratzbürstensommer Kratzbürstensommer Kratzbürstensommer Kratzbürstensommer
   
  Kommt wieder.    
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       
  Die alten Tagebücher (Fundstück 4)

(Kalymnos) 26.11.1978

(...)

abends

Der Charakter der Insel unterscheidet sich deutlich von dem Mykonos'. Am augenfälligsten wohl durch den Baustil: Kein blendendes Weiß an zusammengekuschelten Würfelhäuschen, sondern südeuropäische pastellfarbene Stadtarchitektur, die in all ihren Aspekten stark an Italien erinnert. Und richtig, wir lesen's auch bald nach: Unter italienischer Herrschaft zwischen 1912 und 1945. Ausser der Architektur auch noch anderweitige Reminiszenzen an Italien, wie z.B. eine freundliche dicke Signora als Kafenionbesitzerin, die sich über mein rudimentäres Italienisch freut.

Wir machen einen Spaziergang durch die relativ große Stadt (ca. 10000 Ew.), oben wieder die kahlen Berge, hoch droben, malerisch draufgeklebt, eine alte Ansiedlung, auf der anderen Anhöhe die unvermeidlichen Windmühlen.

Ein leicht betrunkener "Verrückter" will, daß wir ihn fotografieren – ich tu ihm den Gefallen, und mir ja damit auch. Er lädt uns zum Bier und Joghurt ein – eine etwas seltsame Kombination, wir kommen mit seinen Bekannten ins Gespräch, einer spricht sehr gut deutsch, wir werden aufgefordert, unseren Gastgeber nicht so ernst zu nehmen, er hätte mal einen Unfall gehabt, sei 14 Meter tief abgestürzt und seitdem nicht mehr ganz klar im Kopf.

Einladungen dieser Art anzunehmen fällt uns beiden noch schwer – es bedarf dazu einer Überwindung der Angst vor Unbekanntem. Man muß es lernen, sich bewußt auf das Fremde einzulassen, das Risiko ist letzten Endes viel geringer, als man es sich vorher ausmalt.

(...)
       
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)




Freitag,
29. Juli 2016
Beim Nuklearmediziner in Freiburg gewesen, wegen ... (sag ich nicht). Aber alles halb so schlimm, eigentlich nicht der Rede wert, ich soll mehr Fisch essen. Versprochen, mach ich gerne. Um ganz sicher zu gehen, will der Doktor, ein humoriger junger Mensch, noch eine Blutuntersuchung machen. Die Sprechstundenhilfe, die mir das Blut abzapft, hat aber scheint's nicht ihren besten Tag: am Abend sieht meine Armbeuge wie eine Blutwurst aus.



Blutwurstselfie mit Bierglas
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Sonntag,
24. Juli 2016
Streifzug durch meine gegenwärtige Lektüre:

Auf dringende Empfehlung einer lieben Freundin habe ich mein Misstrauen gegenüber Büchern mit langen Titeln und dem Aufkleber Beststeller überwunden und mich auf Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry eingelassen (von Rachel Joyce). Ich halte es für ein Buch mit bemerkenswerten Betrachtungen, die leider oft mit unvollkommenen Mitteln ausgedrückt sind: viele Figuren, allen voran die Hauptfigur, sind in ihren Wandlungen wenig glaubwürdig. Wie überhaupt die ganze bewegende Geschichte eher märchenhaft angelegt ist, was an sich kein Fehler wäre. Echte Märchen besitzen aber auf einer höheren Ebene eine tiefe Glaubwürdigkeit und Folgerichtigkeit, Eigenschaften, die dem Harold Fry leider fehlen. Es scheint doch besser zu sein Bücher mit kurzen Titeln zu wählen.

Eine gewisse Ähnlichkeit der Thematik, nämlich der Auswirkung von Miss- und Nichtverständnissen zwischen den Menschen, findet sich in Am Strand von Ian McEwan. Hier wird auf halb so vielen Seiten eine viel stringentere und vor allem glaubwürdigere Geschichte erzählt. Und McEwans Sprache ist um vieles besser als die von Rachel Joyce. So kann sich der Lauf eines Lebens ändern – durch Nichtstun lautet einer der letzten Sätze bei McEwan. Dieser Satz könnte auch im Harold Fry stehen. Der Unterschied zwischen beiden Büchern ist (von der ganz anderen Klasse der Literatur abgesehen): McEwan erspart dem Leser ein Happy End. Und der Titel ist ziemlich kurz.

Gerade erst angefangen habe ich ein Buch von Andreas Laudert: Abschied von der Gemeinde. Es geht um anthroposophische Identitäten und Zugehörigkeiten, und der Autor schreibt dazu:
Der Sinn dieses Buchs ist, was es hervorruft. Ob Zorn oder Zäsur, Betroffenheit oder Bewegung, Befreiung oder Besitzergreifung, Sanktion oder Segen ... egal. Es sei wie es sei.
Klingt interessant. Auf den einleitenden Seiten finden sich zwei Zitate, die ich schon mal großartig finde:

Gustav Mahler: Tradition ist Bewahrung des Feuers, nicht Anbetung der Asche.

Novalis: Alles ist gut, nur nicht überall, nur nicht immer, nur nicht für alle.



   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Samstag,
23. Juli 2016
Es scheint nicht mehr möglich, die aktuellen Nachrichten zu ignorieren. Ihre Dramatik steigert sich offenbar so lange, bis ich endlich etwas dazu sage.

Amoklauf mit zehn Toten in München – man bloggt live, da kann ich nicht mithalten –, Axtüberfall im Zug bei Würzburg, Militär- und Staatsputsch in der Türkei, Lastwagenmassenmord in Nizza ... es stellt sich ernsthaft die Frage, ob die Menschheit in eine neue Phase ihrer Entwicklung eingetreten ist: die der endgültigen Selbstauflösung. Inzwischen ist die allgemeine Aufgeregtheit soweit gestiegen, dass man schon aufgebracht fragt: wo bleibt die Kanzlerin?, nur weil sie nicht auf der Stelle mitten in der Nacht etwas zum Durchdrehen eines Achtzehnjährigen sagt. Die Atemlosigleit der Berichterstattung ist ungeheuer: Auf der Pressekonferenz der Polizei wurden ständig Fragen gestellt, die zu diesem Zeitpunkt kein Mensch seriös beantworten konnte. Alles muss immer sofort zur Verfügung sein, am besten schon bevor ein Ereignis eintritt.

Die Politiker können einem derzeit leid tun: Ständig sehen sie sich veranlasst, sich geschockt zu zeigen, Anteilnahme und Betroffenheit auszudrücken, an der Seite der Opfer und deren Angehörigen zu stehen. Es wird nicht ausbleiben, dass sich eine Betroffenheitsroutine einstellt.

Ein schönes Wort fand am Abend der Kommentator der ARD, Thomas Baumann. Was es brauche, sagte er, sei trotzige Gelassenheit.



   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Sonntag,
17. Juli 2016
Erste Sätze (17)


Paul Auster, Winterjournal (Winter Journal, 2012)

Du denkst, das wird dir niemals passieren, das kann dir niemals passieren. Du seist der einzige Mensch auf der Welt, dem nichts von alldem jemals passieren wird, und dann geht es los, und eins nach dem anderen passiert dir all das genau so, wie es jedem anderen passiert.
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Sonntag,
10. Juli 2016
Josef (27) – Fortsetzungsgeschichte, 27. Teil ( zur Einleitung)

( zum 26. Teil)


Nein, ich bin kein Freund von Begräbnissen – wer ist das schon? Aber obwohl mehr als zwanzig Jahre vergangen waren, seit ich Josef zum letzten Mal gesehen hatte, trieb mich etwas um, das ich nicht benennen könnte, ich musste hin zu seiner Beerdigung. Ich versuchte nicht zu früh zu kommen, um nicht unnütz herumzustehen und sowieso rechnete ich nicht damit, Bekannte zu treffen. Ich hatte nie jemanden aus Josefs Umfeld außerhalb von Aubrac kennengelernt, ich würde niemanden kennen und niemand würde mich kennen.

Es war ein strahlender Maitag, warm, die meisten Beerdigungsteilnehmer waren ohne Mantel gekommen. Die Trauerfeier, deren Größe mich jetzt, da ich die Anzeigen gesehen hatte, nicht mehr überraschte, schien mir eher konventionell arrangiert. Man traf sich in der Aussegnungshalle, in der ich zuerst vor lauter Menschen kaum etwas sehen konnte. Es lag ein unübliches, hochgespanntes Geraune über der Menge, ich erblickte einen Konzertflügel und Blumen und Kränze und überall Kerzen, städtische Prominenz war anwesend, und ich sah, dass ich mich lange Zeit nicht mehr um das Leben in meiner Stadt gekümmert hatte. Josef war zu einer öffentlichen Person geworden und ich hatte es überhaupt nicht mitgekriegt. Ich sah den Oberbürgermeister, alle Achtung, und den Kulturreferenten, und da war ich schon froh, dass ich den überhaupt erkannte. In seiner Begleitung waren einige würdige Damen und Herren, Stadträte vielleicht, dazu Personal, das offenbar in den Kreis der Kulturschaffenden gehörte. Ein paar Figuren entsprachen dem Bild, das sich die Allgemeinheit gern von Künstlern macht: Kein dunkler Anzug, keine Krawatte, die Haare irgendwie. Ansonsten sah ich gemischte Gruppen aus Menschen jeglichen Alters, sicher drei- oder vierhundert. Auffallend viele Frauen, aber keine, die die Rolle der Witwe übernehmen wollte – wenigstens, soweit ich das erkennen konnte.

Da fiel mein Blick auf Josefs Sarg: Er war im Hintergrund der Halle auf einer Art Bühne aufgebaut, überhäuft mit Blumen und Kränzen und ... und mit einem Mal sah ich die Ursache der allgemeinen Unruhe, und schlagartig in all der Spannung, die mich umgab, überfiel mich der Drang, in ein hysterisches Gekicher auszubrechen. Gerade schaffte ich es noch, den Reiz in eine Art Aufschluchzen umzuwenden, das dem Anlass angemessener war. Ich tastete in meinem Jackett nach einem Taschentuch, zum Glück war da eins, Beerdigungszubehör im schwarzen Anzug, hinter dem ich mich verstecken konnte beim Versuch, die Fassung zu bewahren: Josefs Sarg war der beinahe vollkommene Zwilling jenes Bettgestells, das ich fünfundzwanzig Jahre zuvor in Aubrac so bestaunt hatte, in seiner Mönchszelle im Château. Er war in den Proportionen anders, aber, soweit die Kränze einen Blick zuließen, über und über mit denselben großartigen, märchenhaften Schnitzereien, mit denselben schrulligen organischen Formen verziert, er trug ebenso bizarre Astauswüchse an den Seiten und Kanten, nur war hier alles noch überbordender, noch fantastischer, noch wilder. Josef musste Jahre an seinem Schrein gearbeitet haben.

Als ich wieder Atem schöpfen konnte, hatte ein Mann mittleren Alters im Frack und schwarzem Rollkragenpullover am Flügel Platz genommen, eine junge Frau in einem langen weißen Kleid war aufgetaucht, groß, mit halblangen dunklen Haaren, und stellte sich neben den Flügel. Weiß, das gefiel mir, und dann, die ersten Takte – wie lange hatte ich die Winterreise nicht mehr gehört:
... Wo find' ich eine Blüte,
Wo find' ich grünes Gras?
Die Blumen sind erstorben
Der Rasen sieht so blaß.

Soll denn kein Angedenken
Ich nehmen mit von hier?
Wenn meine Schmerzen schweigen,
Wer sagt mir dann von ihr? ...
Es roch nach den Kerzen, den Blumen und den vielen Menschen, die Sängerin verschwand so unauffällig wie sie gekommen war, der Mann am Flügel ebenso, ich ließ die geisterhaft-makabre Stimmung, die die Musik im Verein mit diesem Sarg heraufbeschwörte, auf mich wirken, beruhigte mich langsam, hielt mich im Hintergrund und beobachtete die Beerdigungsbesucher. Immer wieder musste ich zu dem grotesken Meisterstück hinschauen, das nun in die Erde versenkt und dort vermodern würde, und vergaß beinahe, dass es Josefs Leichnam enthielt, der dasselbe Los mit ihm teilen würde.


Fortsetzung folgt


   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
Samstag,
9. Juli 2016
Kratzbürstensommer (1)    
       
 
Kratzbürstensommer Kratzbürstensommer Kratzbürstensommer Kratzbürstensommer
   
 
Kratzbürstensommer Kratzbürstensommer Kratzbürstensommer Kratzbürstensommer
   
       
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
  Die alten Tagebücher (Fundstück 3)

7. Oktober 1978, abends

(...)

Bin auf was Neues gestoßen: Sieglinde hat Angst, sich so sehr in mich zu verlieben, daß es ihr weh tun würde, mich nicht ganz zu haben, bzw. mich im nächsten Jahr wieder zu verlieren; und um dieses Gefühl nicht voll zum Ausbruch kommen zu lassen, will sie nicht mit mir schlafen.
Dabei zählt doch nur die Gegenwart! Was ist in einem halben Jahr? Jetzt sich voll reinhängen, später trauern ist besser als jetzt nichts Rechtes und dann auch nichts Rechtes.

(...)
       
  nach oben ↑ nach oben

  nach unten ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
  Neulich auf unserem Parkplatz. Am Scheibenwischer meines Autos klemmt dieser Zettel:



??
  Ich bekenne, das Auto fünf Zentimeter auf dem Begrenzungsstreifen geparkt zu haben. Das Problem: wir haben in unserer Gemeinschaft niemanden, der solche Zettel schreibt, es muss ein Besucher gewesen sein. Am Abend zuvor gab es bei uns Public Viewing (Deutschland : Frankreich), und vermutlich war da einer frustriert wegen des Ergebnisses.

Das Leben könnte so einfach sein – aber dann wär's wahrscheinlich zu langweilig.
  ??
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Freitag,
7. Juli 2016
Irgendwie (und dieses Wort zeigt schon eine gewisse Hilflosigkeit) denke ich, sollte ich mich mehr zu aktuellen Themen äußern. Aber nichts macht mich wirklich an: EM, Brexit, AfD ... Zu allem wird ständig übergenug gesagt, es sind nicht die Themen eines Autisten.

Auch senkt sich eine Art sommerlicher Dumpfheit auf mich herunter, ich gehe in der Routine meines Jobs auf, bisweilen derart, dass ich mich frage, wie das werden soll, wenn ich in zwei Jahren (vermutlich) damit aufhöre. Auch die altersbedingte Arbeitslosigkeit will offenbar erst noch gelernt werden.

Das hätte ich nicht von mir gedacht.

   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       




Dienstag,
5. Juli 2016
Storch Storch guter, bring mir einen Bruder – Storch, Storch bester, bring mir eine Schwester ...


(Störche, gestern Abend in Wahlwies/Bodensee)
Störche in Wahlwies
       




   ↑ nach oben


zum Abschnitt April – Juni 2016

zum Abschnitt Januar – März 2016

zum Abschnitt September – Dezember 2015