Jochen Kirchhoff
Was die Erde will



         
         
Jochen Kirchhoff

Was die Erde will -

Mensch, Kosmos, Tiefenökologie
  Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach, 1998
ISBN 3-7857-0922-6
432 Seiten
(nicht mehr in der Preisbindung)
         
Jochen Kirchhoff nennt das von ihm entwickelte Forschungsgebiet die "integrale Tiefenökologie". Der Begriff "integral" verweist auf Ken Wilber, auf den er sich oft bezieht. Wie dieser wendet er sich radikal gegen das "Flachland" des heutigen Denkens und oberflächliches New-Age-Gesäusel. Warum unser "Umweltschutz" nur ein Kratzen an der Oberfläche ist, macht dieses Buch deutlich: Der Mensch ist nicht Teil der Natur, wie es gerne gesehen wird, sondern umgekehrt, die Natur ist Bestandteil des Menschen. Zu Anfang war ich leicht unangenehm von dem Porträtfoto des Autors berührt: sein Blick schien mir etwas Fanatisches, Bezwingendes zu haben, er schien zu sagen: ich habe die Wahrheit und lasse keinen anderen neben mir gelten. Nach der Lektüre des Buches würde ich jedoch fast jeden seiner Sätze unterschreiben.

Das letzte Kapitel fasst die Aussagen des Buches thesenartig zusammen, hier einige Ausschnitte:



"Die ökologische Krise ist eine kollektive Neurose, und zwar in folgendem Sinn: Das mentale oder rationale Ich hat die eigenen Quellstufen (Erde, Pflanze, Tier, das Magische, Mythische etc.) und das eigene "Souterrain" rabiat abgespalten, abgesprengt wie eine nun überflüssig geglaubte Raketenstufe. Es hat zugleich den Vorhang nach oben, zu den höheren, den transmentalen Bewusstseinsstufen zugezogen.

Das mentale Selbst – die bislang machtvollste kollektive Bewusstseinsform der bekannten Geschichte – sieht sich als den Gipfel, den Omegapunkt der geistigen Evolution; es leugnet alle höheren Bewusstseinsstufen. Großzügig wird allenfalls zugestanden, dass es sie geben könnte, dass sie aber grundsätzlich unbeweisbar und damit irrelevant seien. Das mentale Selbst betrachtet sich als Sieger der Geschichte. Die ökologische Krise zeigt, dass dieser Sieg ein Pyrrhussieg war.

(...)

Der Begriff "Umweltkrise" hat Ablenkungscharakter; er verdeckt die Schlüsselrolle der In-Welt oder Innenwelt. Die "Logik der Selbstausrottung" (Rudolf Bahro) liegt in der kollektiven Bewusstseinsverfassung. Nur hier kann sinnvollerweise angesetzt werden: an der Wurzel und nicht an den Symptomen.

(...)

Das Ich selbst ist das größte Rätsel, ein Paradox, weil es seine eigene Überschreitung schon in sich trägt. Am Ich entscheidet sich alles; ohne ein Verständnis des Ich oder Selbst kommen wir keinen Millimeter weiter. Eine wirklich ganzheitliche, d.h., alle Ebenen⁄Dimensionen der menschlichen Existenz umschließende Anthropologie ist der Schlüssel zum Verständnis von Natur und Kosmos. Jeder Reduktionismus, insbesondere der naturwissenschaftlich-technische, ist Teil und Symptom der Katastrophe. Der Mensch – der ganze, ungeteilte oder integrale Mensch – ist der Schlüssel und die Achse der Weltentwicklung."
         
 
         
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