Knut Hamsun
Hunger; Kinder ihrer Zeit; Segen der Erde



         
         
Knut Hamsun

Hunger;
Kinder ihrer Zeit;
Segen der Erde



Drei Romane – mit einem Vorwort von Joachim Kaiser
List Verlag
ISBN 3-471-77765-2
759 Seiten

Die Ausgabe von 1974, aus der ich zitiere (s.u., Leseproben), ist nur noch antiquarisch verfügbar. Hamsuns Werke sind in zahlreichen alten und neuen Ausgaben erhältlich.
         
         
         
Zur Hamsun-Biographie von Robert Ferguson findet sich bei Amazon folgender Text:

Ernest Hemingway versuchte so zu schreiben wie er. Henry Miller nannte ihn den "Dickens meiner Generation". Thomas Mann sagte, der Nobelpreis sei nie an einen würdigeren Empfänger gegangen. André Gide hielt ihn für wesentlich besser als Dostojewski, Isaac Bashevis Singer verkündete, die ganze moderne Erzählweise gehe auf ihn zurück." (SUNDAY TIMES) Und doch weiß man über Knut Hamsun meist nur, daß er die Romane "Hunger" und "Segen der Erde" geschrieben hat und daß er mit dem NS-Regime sympathisierte.

Vor allem Letzteres lastet auf Knut Hamsun. Und es gibt viele Missverständnisse, die sein Werk betreffen. So bin ich überzeugt, dass seine intensiven und liebevollen Beschreibungen des Landlebens meist auch deswegen in die fatale Nähe der Blut-und-Boden-Ideologie der Nazis gerückt werden (wo sie überhaupt nichts zu suchen haben), weil unserer Zeit jegliches Verständnis für das Leben und Arbeiten auf dem Land abhanden gekommen ist. Bauern – das sind doch die Subventionsempfänger, die von unseren Steuern leben. Kaum einer noch sieht in der Landwirtschaft die Grundlage aller Kultur.

Was ist nun mit Hamsuns Nähe zum Nationalsozialismus?

Hamsums Texte haben nichts Verklärendes, viele seiner Figuren sind geradezu das Gegenteil der eindimensionalen BluBo-Weltanschauung: oft voller innerer Widersprüche, nicht immer sicher in ihrem Urteil und in einem tiefen Sinn menschlich. Seine Bauern und Bäuerinnen, Mägde, Knechte, Gutsherren und kleinen Leute erkämpfen sich ihren Platz auf der Welt und verändern diese dabei. Hamsun wird gern "konservativ" genannt. Ich würde das nicht so einfach unterschreiben – wobei dieser Begriff ohnehin zu hinterfragen wäre. Seine Sicht auf die Menschen ist eher eine warme, mitmenschliche, und die Vorstellung, dass das Leben auf dem Land das "bessere" sein könnte, ist vielleicht sogar sehr fortschrittlich. Ein neues Verständnis für das Land und die Menschen, die es pflegen, ist ohnehin dringend nötig.
Hamsuns Eintreten für den Nationalsozialismus steht auf einem anderen Blatt. Er war ein Freund Deutschlands, auch in der Zeit der deutschen Besatzung Norwegens, und man darf seine Sympathie für die Nazis ruhig eine überlebensgroße Dummheit nennen. Man kann aber zu der inneren Freiheit finden, seine Bücher trotzdem zu lieben.

Hamsuns Stil ist von verblüffender Modernität. Bei ihm finden sich Stilmittel, die erst sehr viel später von großen Autoren wieder aufgegriffen und ausgebaut wurden. Das Ineinanderfließen von Rede, Gegenrede und Gedanken war zu Hamsuns Zeit sicher revolutionär. Gleichzeitig schwingt immer eine Art Kommentar mit der Erzählung mit, teils ironisierend, teils distanzierend, immer werden dabei vielfältige Aspekte des Geschehens sichtbar. In unserer Zeit hat z.B. Jaume Cabré diese Mehrgleisigkeit des Erzählens zur Meisterschaft entwickelt, bei der der Leser geradezu hineingezogen wird in die innere Vielschichtigkeit von Figuren und Szenen. Aber es würden sich wahrscheinlich Dutzende Autoren der Moderne finden lassen, deren Erzählweise von Hamsun beeinflusst ist.



Zu den einzelnen Werken:

Hunger

Der Ich-Erzähler ist eine von jenen randständigen Gestalten, die die bürgerliche Gesellschaft gerne übersehen und noch lieber gleich abschaffen möchte: Er hat kein Geld, bald auch keine Unterkunft mehr, und schließlich kann er sich auch das Essen nicht mehr leisten. Er entwickelt Züge, die im landläufigen Verständnis nicht mehr als "normal" gelten. Die fantastische Innenansicht eines Ausgestoßenen, der die bürgerlichen Maßstäbe teils noch selber besitzt, teils sich schon über sie gestellt hat und diesen inneren Widerspruch nur schwer aushalten kann.

Leseproben aus "Hunger"



Kinder ihrer Zeit

Der Roman erzählt den Lebenslauf des Großgrundbesitzers Willatz Holmsen III., genannt der Leutnant, im Norden Norwegens. Er hat das Gut Segelfoss von seinem Vater übernommen und herrscht über einen beträchtlichen Besitz mit Ackerland, Wald, Tieren und Bediensteten. Ein blühendes Unternehmen, doch im Inneren nagt heimlich schon der Untergang, der nicht zuletzt durch die "neue Zeit" verursacht wird. Den Gegenentwurf zu dem ererbten Gut stellt die Neuansiedlung des zugereisten wohlhabenden Geschäftsmannes Tobias Holmengraa dar. Zug um Zug gehen Macht, Reichtum und Ansehen vom einen auf den anderen über.

Leseproben aus "Kinder ihrer Zeit"



Segen der Erde

Für diesen Roman wurde Hamsun 1920 der Nobelpreis verliehen. Das Nobelpreiskomitee wertete das Werk in der Verleihungsrede am 10. Dezember 1920 als "klassisches Werk" im Sinne von "bedeutungsvoll" in einer "selbst für kommende Zeiten noch gültigen Form". Es sei ein "Heldenlied auf die Arbeit", die in Rodung, Feldbestellung und bäuerlichem Kampf der "widerspenstigen Wildnis" die Erträge abringe.

Der Schweizer Literaturwissenschaftler Walter Baumgartner weist auf abweichende Deutungen dieses Romans in der neueren Wissenschaft hin, unter Hinweis auf den "notorisch unsolidarischen" Ich-Erzähler, der die "scheinbar erbauliche" Geschichte ständig unterminiere. Er schreibt: "Hamsun verdankte den Nobelpreis einem grotesken Mißverständnis, was die Einschätzung der erbaulichen Qualitäten von Segen der Erde und die Hoffnung auf seine weitere literarische und ethische Entwicklung betrifft."
(Quelle: Wikipedia)

Leseproben aus "Segen der Erde"



         
 
         
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"Hunger"

"Kinder ihrer Zeit"

"Segen der Erde"

         
         
         
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