Christina Kessler
amo ergo sum



         
         
Christina Kessler

amo ergo sum


Ich liebe, also bin ich
Wilhelm Heyne Verlag, München ISBN 978-3-453-70021-5
381 Seiten
9,95 €
         
Ratgeberliteratur? Noch dazu mit einem Untertitel „Selbstverwirklichung durch die Macht der Liebe“? Das klingt schräg, kitschig, nach wohlfeiler Esoterik, die man besser im Regal stehen lassen sollte. Oder doch nicht?

Mein Interesse gilt, das ist kein Geheimnis, der Entwicklung der Persönlichkeit. Nicht nur meiner, sondern in einem allgemeinen Sinn: Was ist der Mensch, wohin geht er, was „soll das Ganze“? Daher auch meine Leidenschaft für die Anthroposophie.

Das Buch Christina Kesslers kam mir dann auch aus anthroposophischen Zusammenhängen entgegen, daher hatte es bei mir einen Vertrauensvorschuss. Anderenfalls hätte ich vielleicht so reagiert wie oben angedeutet.

Zugegeben, Christina Kesslers Sprache rückt gelegentlich in die Nähe dessen, was ich mir auf esoterischem Gebiet gerne erspare. Dennoch halte ich ihr Buch für sehr lesenswert, da es wahre und weise Aussagen enthält. Was die Leseproben angeht, verfahre ich wie bei Peter Lausters Buch über die Liebe (das Thema ist ja auch dasselbe!), ich stelle eine Reihe von Kernaussagen vor, anstelle von längeren zusammenhängenden Passagen.

Die Autorin teilt – als Gedankenspiel – die Geschichte der Menschheit in große, übergeordnete Paradigmen ein, man könnte auch sagen: Weltanschauungen oder Denkmodelle, die zeitlich aufeinander gefolgt sind: Das archaische Paradigma, das das Leben der frühzeitlichen Kulturen beherrschte und dessen Dreh- und Angelpunkt das nackte Überleben in der Natur war. Das matriarchale Paradigma, das den Übergang in die Sesshaftigkeit markierte und solange Gültigkeit hatte, wie den Menschen der Begriff der Vaterschaft fremd war. Sein höchstes Gesetz lautete: Zusammen sind wir stark. Und schließlich das patriarchale Paradigma, das bis in unsere Tage reicht, und dessen Niedergang wir derzeit erleben. Seine Kernpunkte sind u.a.: Intellekt, Ordnung, Wissen, Trennung (z.B. in: gut – böse, oben – unten, arm – reich, mein – dein, Himmel – Hölle usf.). Christina Kessler fordert die Abkehr von allen Paradigmen, die ihre – teils notwendige – Rolle ausgespielt haben, hin zum Ganzen. Die Liebe ist der Weg dahin.
         
 
         
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