Die Liebe und ihr Henker |
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Und Nietzsche weinte |
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Die rote Couch |
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Irvin D. Yalom, amerikanischer
Psyschiater, scheint als Buchautor populär
geworden zu sein zu sein. Das Internet ist voll mit
Zitaten aus seinen Büchern, und auch die Freunde
und Freundinnen empfehlen die Lektüre.
Ich habe dieses Mal drei Titel in einer Rezension zusammengefasst, da ich glaube, dass sie viel gemeinsam haben, nicht nur den Autor. Um es gleich zu sagen: ich kann die Begeisterung vieler Leser nicht teilen. Nicht, dass ich Yaloms Erkenntnisse nicht nachvollziehen oder gutheißen würde, aber sie scheinen mir doch von eher durchschnittlichem Belang zu sein. Unter seinen Weisheiten ist keine, der ich nicht schon an anderer Stelle in besserer Verpackung begegnet wäre; am meisten stört mich, dass Yalom kein guter Schriftsteller ist. Zwar glaube ich in den drei Büchern (erschienen im Original 1989, 1992, 1996) einen gewissen Fortschritt zu erkennen, aber ich empfinde die handwerkliche Qualität der Texte doch eher als "geht so". Sie sind ganz gute Unterhaltung (ich habe die Bücher gern gelesen, wie man zum Beispiel einen Krimi gern liest), aber ich hatte mir eigentlich mehr erwartet. Zu den einzelnen Titeln: Die Liebe und ihr Henker Es handelt sich um zehn "Geschichten aus der Psychotherapie". Drei von ihnen ("Zwei Lächeln", "Therapeutische Monogamie", "Auf der Suche nach dem Träumer") würde ich als lesenswert empfehlen. Der Rest ist wie gesagt: ganz gute Unterhaltung | |||||
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Und Nietzsche weinte Yalom konstruiert ein Zusammentreffen von Friedrich Nietzsche mit Josef Breuer, dem Wiener Physiologen (1842 - 1925), der als älterer Kollege und Förderer Sigmund Freuds als Wegbereiter der Psychoanalyse gilt. Auch Freud ist ein Protagonist dieses Romans, und so entsteht ein Porträt Nietzsches aus psychoanalytischer Sicht. Eine im Prinzip originelle und vielversprechende Konstellation. Doch hier macht sich wieder Yaloms unterentwickeltes schriftstellerisches Talent bemerkbar. Die Dialoge wirken gekünstelt, ständig sprechen die Figuren einander mit ihren Vornamen an (was im realen Leben kaum jemand tut), und es sind oftmals platte Lehrgespräche, die auf diese Weise zustande kommen. Dazu kommt, dass die Übersetzung in ihrem Bestreben, den Wiener Tonfall des neunzehnten Jahrhunderts zu treffen, für mein Gefühl oft danebengreift. Zu viel Bemühen auch hier. Am interessantesten und geistig anregendsten fand ich die eingebauten Nietzsche-Zitate. |
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Die rote Couch Dies dürfte der bei uns bekannteste Roman Yaloms sein. Er spielt in der Gegenwart, und so ganz nebenbei ergeben sich hübsche Einblicke in die amerikanische Gesellschaft. Von den drei erwähnten Büchern liest sich dieses sicher am besten, dennoch sind auch hier die schriftstellerischen Schwächen nicht zu übersehen. Gerade die wichtigste weibliche Figur macht eine nur schwer nachvollziehbare Wandlung durch. Carol kommt als Patientin in die Sprechstunde des Therapeuten Ernest, mit dem festen Vorsatz, ihn aufs Kreuz zu legen, im doppelten Sinn: sie will ihn verführen, um ihm anschließend beruflich zu vernichten. Aber eigentlich ist ihr Mann, der sie betrügt und der ebenfalls Patient bei Ernest ist, das Ziel ihrer finsteren Pläne. Der Verlag nennt das Buch "eine witzige Tour-d'horizon durch die Therapeutenseele, mit einem innovativen Hauptdarsteller und einer gerissenen Patientin". Also auch hier wieder: wenig mehr als gute Unterhaltung. |
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