WERNERS BLOG

(Links zu allen Einträgen: siehe linke Spalte)

Ein Klick auf die Bilder vergrößert sie
  Zeichnung: Wilhelm Busch


Sonntag,
1. Oktober 2017
Gesichtsverhüllung in Österreich ab heute unter Strafe, meldet der Deutschlandfunk: In Österreich dürfen muslimische Frauen ihre Gesichter von heute an nicht mehr verhüllen. Das Verbot betrifft vor allem Trägerinnen von Burkas oder Niqabs.

Anlass für mich, an einen Text von Stefan Zweig (auch er war Österreicher) aus dem Jahr 1940 zu erinnern, in dem er vom Kleider- und Verhaltenscodex für europäische Frauen erzählt, wie er bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs hinein in der bürgerlichen Welt selbstverständlich war. Auch Europa war (ist?) keineswegs völlig frei von Maßnahmen, die einerseits Frauen den herrschenden patriarchalischen Regeln unterwerfen, andererseits aber von den Frauen als völlig selbstverständlich hingenommen werden.

Hier der entsprechende Ausschnitt:
(...) Schon die Männermode der hohen steifen Kragen, der ›Vatermörder‹, die jede lockere Bewegung unmöglich machten, der schwarzen schweifwedelnden Bratenröcke und der an Ofenröhren erinnernden Zylinderhüte fordert zur Heiterkeit heraus, aber wie erst die ›Dame‹ von einst in ihrer mühseligen und gewaltsamen, ihrer in jeder Einzelheit die Natur vergewaltigenden Aufmachung! In der Mitte des Körpers wie eine Wespe abgeschnürt durch ein Korsett aus Fischbein, den Unterkörper wiederum weit aufgebauscht zu einer riesigen Glocke, den Hals hoch verschlossen bis an das Kinn, die Füße bedeckt bis hart an die Zehen, das Haar mit unzähligen Löckchen und Schnecken und Flechten aufgetürmt unter einem majestätisch schwankenden Hutungetüm, die Hände selbst im heißesten Sommer in Handschuhe gestülpt, wirkt dies heute längst historische Wesen ›Dame‹ trotz des Parfüms, das seine Nähe umwölkte, trotz des Schmucks, mit dem es beladen war, und der kostbarsten Spitzen, der Rüschen und Behänge als ein unseliges Wesen von bedauernswerter Hilflosigkeit. Auf den ersten Blick wird man gewahr, daß eine Frau, einmal in eine solche Toilette verpanzert wie ein Ritter in seine Rüstung, nicht mehr frei, schwunghaft und grazil sich bewegen konnte, daß jede Bewegung, jede Geste und in weiterer Auswirkung ihr ganzes Gehabe in solchem Kostüm künstlich, unnatürlich, widernatürlich werden mußte. Schon die bloße Aufmachung zur ›Dame‹ – geschweige denn die gesellschaftliche Erziehung – das Anziehen und Ausziehen dieser Roben bedeutete eine umständliche Prozedur, die ohne fremde Hilfe gar nicht möglich war. Erst mußten hinten von der Taille bis zum Hals unzählige Haken und Ösen zugemacht werden, das Korsett mit aller Kraft der bedienenden Zofe zugezogen, das lange Haar – ich erinnere junge Leute daran, daß vor dreißig Jahren außer ein paar Dutzend russischer Studentinnen jede Frau Europas ihr Haar bis zu den Hüften entrollen konnte – von einer täglich berufenen Friseuse mit einer Legion von Haarnadeln, Spangen und Kämmen unter Zuhilfenahme von Brennschere und Lockenwicklern gekräuselt, gelegt, gebürstet, gestrichen, getürmt werden, ehe man sie mit den Zwiebelschalen von Unterröcken, Kamisolen, Jacken und Jäckchen so lange umbaute und gewandete, bis der letzte Rest ihrer fraulichen und persönlichen Formen völlig verschwunden war. Aber dieser Unsinn hatte seinen geheimen Sinn. Die Körperlinie einer Frau sollte durch diese Manipulationen so völlig verheimlicht werden, daß selbst der Bräutigam beim Hochzeitsmahl nicht im entferntesten ahnen konnte, ob seine zukünftige Lebensgefährtin gerade oder krumm gewachsen war, füllig oder mager, kurzbeinig oder langbeinig; diese ›moralische‹ Zeit betrachtete es auch keineswegs als unerlaubt, zum Zwecke der Täuschung und zur Anpassung an das allgemeine Schönheitsideal künstliche Verstärkungen des Haars, des Busens oder anderer Körperteile vorzunehmen. Je mehr eine Frau als ›Dame‹ wirken sollte, um so weniger durften ihre natürlichen Formen erkennbar sein; im Grunde diente die Mode mit diesem ihrem absichtlichen Leitsatz doch nur gehorsam der allgemeinen Moraltendenz der Zeit, deren Hauptsorge das Verdecken und Verstecken war. (...)81
Das ganze Kapitel, das sich mit der doppelten Moral der Kaiserzeit befasst und die Überschrift Eros Matutinus trägt, kann – wie auch das ganze Buch – hier beim Projekt Gutenberg gelesen und heruntergeladen werden.

Gegen die doppelte Moral im Islam macht sich vor allem die Autorin und Anwältin Seyran Ateş stark.
81 ZWEIG, Stefan: Die Welt von Gestern, Frankfurt am Main 2003, S. 91 f.; Erstausgabe Stockholm 1944
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Sonntag,
24. September 2017
Die Wahl ist also gelaufen, und ich habe es im letzten Moment noch geschafft mich zu entscheiden. Aber ich verrate meine Entscheidung ebensowenig wie ich den Ausgang der Wahl kommentiere. Das machen andere besser, und außerdem spricht das Ergebnis sowieso für sich selbst. Jedes Volk bekommt die Regierung, die es verdient.

Von lokalem Interesse ist, dass in meiner Gemeinde gleichzeitig mit der Bundestagswahl eine Abstimmung über Windkraft stattfand. Das hat man vor ein paar Jahren schon einmal gemacht, 80 Prozent der Münstertäler waren damals für die Aufstellung von Windrädern auf Gemeindegrund ( Info der Gemeinde). Leider ist wenig vorwärtsgegangen, und so fragt man die Bürger halt noch einmal.

Im Ort gibt es starke Kräfte, deren Interesse es ist, Windräder zu verhindern. Vor der Abstimmung haben sie aufgerüstet:


 
Magische Bildmontage Maximal mögliche Höhe mal maximal mögliche Anzahl der Windmühlen = maximaler Abschreckungseffekt
Magische Bildmontage Maximal mögliche Höhe mal maximal mögliche Anzahl der Windmühlen = maximaler Abschreckungseffekt
   
  Weder die genauen Standorte noch die Anzahl der Windräder noch ihre Höhe stehen bisher fest. Aber es schadet ja nicht, mit Hilfe von fake news Angst und Schrecken zu verbreiten.

Allerdings wurde das Ziel verfehlt: 52 Prozent der Münstertäler Wähler antworteten auf die Frage Sind Sie mit der Ausweisung von Windenergiestandorten auf der Gemarkung Münstertal grundsätzlich einverstanden? mit ja.
Die Ausweisung weiterer Standorte (außer zwei bereits ausgewiesenen) wurde von 53,56 Prozent abgelehnt.
   
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Samstag,
23. September 2017
Morgen ist Bundestagswahl (und gestern war Tag- und Nachtgleiche und damit Herbstanfang.) Die Medien sind einhellig der Meinung, der Wahlkampf sei langweilig gewesen. Wie fiebernde Zuschauer bei einem Rennen standen sie am Streckenrand und verfolgten jeden Auftritt und jedes Interview in der Hoffnung auf Sensatiönchen, ständig in Erwartung von Aus- und Unfällen.

Ich glaube, was die Politiker der meisten Parteien in diesem Wahlkampf von sich gegeben haben, hat sich im Grunde wenig von den Wahlkämpfen von vor dreißig, vierzig oder fünfzig Jahren unterschieden, weder dem Inhalt noch dem Stil nach. Was heute anders ist, ist diese mediale Hochgespanntheit. Diese Erwartung, die von Seiten der Politiker nur mäßig erfüllt wurde, war es vermutlich, die den Eindruck der Langeweile hervorgerufen hat. Kein Kampf bis aufs Messer? Wie enttäuschend! Man ist heute einfach anderes gewöhnt, im Sport, im Alltag. Es muss fetzen! Aber wenn dann einer draufhaut und Politik wie der Elefant im Porzellanladen macht, ist es auch wieder nicht recht, natürlich.

Ich bin immer noch unentschlossen, ob ich grün oder links wählen soll (früher war das mal Ein- und Dasselbe). Der Wahl-O-Mat hat mir für beide Parteien dieselbe Punktzahl ausgespuckt. Spätestens in der Wahlkabine unserer idyllischen Zwergschule werde ich mich entscheiden müssen.



   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Sonntag,
17. September 2017
Zur Jahreszeit ein Gedicht meines derzeitigen Lieblingsdichters Gerhard Meier



Ende Sommer 80

Wenn sie den Sommer
aus den Gärten
tragen

Und Zwiespalt in den
Herzen Unfug
treibt

Wenn Eulen knöchern
durch die Nächte
klagen

Der Wind die Stirn
an alten Häusern
reibt

Dann wisse
dass das alles nur
Etüden

Und lass den Häusern
ihre Angst vor
Brand

Und lass nicht von
Etüden dich
ermüden

Und lies nicht in
den Linien deiner
Hand


80 Zuerst veröffentlicht in der Neuen Zürcher Zeitung, 21.10.1962; entnommen aus: MEIER, Gerhard, Werke Bd. IV, Oberhofen am Thunersee 2008, S. 88
© Zytglogge Verlag
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Samstag,
9. September 2017
Bilder von unterwegs

Beim Einkauf von Lebensmitteln auf die regionale Herkunft zu achten hat man inzwischen auch in Deutschland gelernt. Um diesem Wunsch (mancher) Kunden nachzukommen, betonen die großen Handelsketten in ihrer Werbung gerne die Regionalität ihrer Produkte – auch wenn es aufs ganze Sortiment bezogen nur ein verschwindend kleiner Teil ist, der wirklich aus der Region kommt. Das ist noch ausbaufähig.

Für das heutige Bild musste ich nicht weit fahren. Mein Supermarkt im Ort hat mich mit einer originellen Lösung dieses Problems überrascht: Warum, so hat man sich dort gefragt, dehnen wir unsere Region nicht einfach ein bisschen aus?

Möglicherweise hat man auch die Auswirkungen des Klimawandels schon vorweggenommen und pflanzt jetzt Olivenbäume am Kaiserstuhl. Feine Welt.
Qualität aus Baden-Württemberg
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Samstag,
2. September 2017
Im Radio erstaunliche Dinge vernommen, zum Beispiel einen Live-Bericht von der IFA in Berlin. Das Kürzel stand einmal für Internationale Funkausstellung, und man konnte dort die neuesten Fernseher und Rundfunkgeräte bestaunen. Inzwischen nennt sich dieses Event die global führende Messe für Consumer Electronics und Home Appliances. Aha.

In dem Bericht kommt ein so genannter Experte zu Wort, der beschreibt, was man mit der OLED-Technik alles machen kann (OLED = organic light emitting diode). Diese Technik ermöglicht es, sehr dünne Bildschirme herzustellen, die man wie eine Fototapete an die Wand hängen kann. Sie spielt einem, wenn man will, schönes Sommerwetter vor, auch im Winter. Da könne man sich, meint der Experte, in der Wohnung das Fenster sparen.

Er meint das ernst.



   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
  Inzwischen haben die Engelstrompeten trotz Kälteeinbruchs ihren zweiten Durchgang gestartet. Doch wie so oft liegen Glanz und Elend dicht beieinander:    
 
Glanz und ... ... Elend der Engelstrompeten
   
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Sonntag,
27. August 2017
Nachrichten von der Terrasse:

Schnell vergeht der Glanz der Welt, zum Beispiel der Engelstrompetenblüten. Spektakuläre Schönheit ist wahrscheinlich nirgends von Dauer. Aber: schon werden die nächsten Models gesichtet:

 
Eine Woche nach dem Aufblühen – der Verfall Zweite Blütengeneration In Wartestellung
Eine Woche nach dem Aufblühen – der Verfall Zweite Blütengeneration: Schönheiten warten auf ihren Einsatz Zwanzig Schönheiten in Wartestellung
   
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
  Unübersehbar, aber wie immer plötzlich und unerwartet: der Herbst, auch auf der Terrasse:    
 
Frühes Rot, früher Tod Abgeerntet
Alles in diesem Jahr kommt früh: auch das Rot der Weinblätter Da die Trauben zum größten Teil durch den Frost im April vernichtet wurden, bleiben nicht viele für uns übrig. Die Amseln haben schon abgeerntet.
   
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
  Wenigstens sorgt der Herbst für einen gedeckten Tisch. In diesem Jahr wächst alles wie blöd: Das Gemüse im Garten (samt Unkraut), und so viele Parasol (Macrolepiota procera) wie nie, zehn Minuten vom Haus.    
 
Parasol auf einer nahen Jungviehweide Parasol, ganz jung Parasol, jung Parasol, reif für die Pfanne
Parasol auf einer nahen Jungviehweide Parasol, ganz jung Parasol, jung Parasol, reif für die Pfanne
   
 

Rezepte gibt's hier
   
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
 

Themenwechsel:

Früher gab es auf dem Land sinnvolle Arbeitsplätze zu Hauf, auf den Bauernhöfen lebten große Familien. Heute macht einer dieselbe Arbeit, die einst von einem Dutzend Menschen in der Landwirtschaft geleistet wurde, im Nebenerwerb nach Feierabend. Für diese Entwicklung gibt es viele Gründe, sie lässt sich auch nicht zurückdrehen. Die Politik hat in den letzten zwei, drei Generationen diese Veränderungen unter dem Stichwort Strukturwandel nach Kräften gefördert.

Und jetzt? Für die Bewohner der ländlichen Gebiete könnte das Internet ein Segen sein. Geistreich eingesetzt, könnten Arbeitsplätze entstehen, die das Pendeln in die Städte (mit seinen bekannten ätzenden Folgen) vermeiden und allgemein der Landflucht entgegenwirken könnten. Vereinzelt gibt es Ansätze in dieser Richtung, aber es fehlt der entscheidende Durchbruch. Man hat den Ausbau des Internets der Privatwirtschaft überlassen. Diese aber investiert dort, wo die Ausbaukosten niedrig sind und die Rendite groß ist: in den Ballungsräumen. Das platte Land? Ja mei.

Einige Jahre hatte ich einen Anschluss, der mir eine Anschlussgeschwindigkeit von 2000 kbit/s garantierte, die ab und zu sogar erreicht wurde. Zu dieser Zeit (vor etwa drei oder vier Jahren, hatte ich in Bardou, meinem südfranzösischen Bergdörfchen mit seinen zwei Telefonanschlüssen, bereits eine funktionierende Geschwindigkeit von 3000 kbit/s. Und dieser Ort liegt wahrlich hinter den sieben Bergen, nicht zu vergleichen mit dem ansonsten recht gut erschlossenen Münstertal, das gerade mal 30 Kilometer von der Großstadt Freiburg entfernt liegt. In Frankreich scheint es im Gegensatz zu Deutschland einen politischen Willen zur Durchsetzung landesweiter Grundversorgung zu geben, sei es mit Strom, Telefon oder eben Internet. Hilfreich ist dabei, dass Frankreich immer noch ein stark zentralisierter Staat ist. In Deutschland wird der Föderalismus hochgehalten. Noch mehr aber das Wohl von Aktionären.

Seit einem Jahr habe ich nun einen Telekom-Anschluss, dessen Leistung 6000 kbit/s betragen soll. Diese wurden zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd erreicht, im Gegenteil, seit etwa zwei Monaten geht die Geschwindigkeit kontinuierlich zurück, zur Zeit erreichen mich kaum mehr als 3-400 kbit/s. Auch das Telefon, das über das Internet läuft (IP-basiert), hat oft eine miserable Sprachqualität. Eine vernünftige Arbeit, die das Internet nutzen will, ist so nicht möglich.

Ich habe an meine Gemeinde geschrieben, dort hat man das Schreiben an den zuständigen Sachbearbeiter weitergeleitet. Er antwortet mir unter anderem:
Entsprechende Planungsaufträge wurden vergeben. Leider kann sich auch die Gemeinde nicht den technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Durchführung dieser Maßnahme verschließen. So ist die Gemeinde bei Projekten in dieser Dimension – und hier sprechen wir sicherlich von einigen hunderttausend Euro – auf eine Förderung angewiesen.
Das war mir klar, genau darum geht es mir ja: um die öffentliche Förderung. Baden Württemberg verfügt über ein Ministerium, das den schönen Namen Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz trägt, und Ländlich ist noch dazu großgeschrieben. Toll. Wenigstens hat man ein Ministerium, das sich zur Hälfte um das Land kümmert. Aber Stuttgart ist offenbar weit vom oberen Münstertal weg.

Natürlich habe ich auch an die Telekom geschrieben. Die Reaktion: Eine SMS auf mein Handy (das an meinem Wohnort nicht geht, hier empfängt man kein einziges Netz), da man mich nicht erreicht habe (auf dem Handy!) und schreibt, dass man sich der Störung annehmen werde. Ein paar Tage später dann die Jubelmeldung (wieder per SMS, die ich dann irgendwann, wenn ich wieder unterwegs bin, empfangen kann), dass die Störung beseitigt sei. Welche Störung?? Natürlich hat sich nichts an den Anschlussgeschwindigkeiten geändert (halt, nein: heute, Sonntag, hat es zwischendurch mal 1000 kbit/s, großartig). Wie denn auch: strukturelle Defizite lassen sich ja nicht per Störungsmanagement beseitigen.

Soviel für den Moment zu diesem Thema.
   
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Montag,
21. August 2017

Die alten Tagebücher

20. 1. 1980

Inzwischen sind wir in Israel gelandet und dort in einem Kibbuz untergekommen. Viele Merkwürdigkeiten begegnen uns. Wir, die volunteers, werden zu allen Arbeiten eingesetzt, die im Kibbuz anfallen, zum Beispiel in der Nacht Truthähne zu verladen.

1 IL (Israelisches Pfund oder Lira) entsprach damals 4,5 Pfennigen; das Pfund wurde einen Monat später, am 24.2.1980, zum Kurs von 10:1 in Israelische Schekel umgewandelt. Der erwähnte Kilopreis für Truthahnfleisch betrug umgerechnet etwa 6,75 DM.
(...)

Es ist 7 Uhr morgens, und ich habe gerade Turkey-Nachtschicht hinter mir. Heute noch unangenehmer als die ersten beiden Male, da es diesmal Männchen waren, die wesentlich schwerer als die Weibchen sind. Wenn sie mit den Flügeln zu schlagen anfangen, können sie eine enorme Kraft entwickeln, die dann zusammen mit ihren 20 Kilo Körpergewicht am Handgelenk zerrt. Wir hatten von ½ 4 Uhr an ca. 1200 Truthähne zu verpacken. Was die moralische Seite betrifft, merke ich, daß ich mich in gewissem Sinne schon daran gewöhnt habe, die Tiere als Ware anzusehen, ich mache mich zu, lasse meine Emotionen aus dem Spiel. Die Männer, die diese Arbeit tagtäglich machen, können keinen Funken innerer Beteiligung mehr verspüren, was solls auch: Es ist Ware, die zum Kilopreis von 150 IL auf dem Markt verkauft wird, der Kibbuz nimmt also einige Hunderttausend Lira pro Fuhre ein, das ist es, was zählt.
Mir bleibt hier keine andere Konsequenz, wenn ich nicht gehen will, als kein Truthahnfleisch mehr zu essen – ich habe mit einer einzigen Ausnahme auch seit meinem ersten Turkeyeinsatz keines mehr angerührt. Die Ausnahme war gestern abend auf der Reise.
Wirklich seltsam: So ein Kibbuz wäre von seiner Struktur her doch hervorragend geeignet, "alternative" Produktionsweisen zu praktizieren. Ein anderes, natürlicheres Bewußtsein bezüglich des Ackerbaus, der Tierhaltung, der Ernährung wäre doch hier viel eher angebracht, als diese Chemielandwirtschaft, die Geflügel-KZs und die hier herrschende Freßsucht. Verlange ich da zuviel? Sind solche Ideen nur in kleinerem Rahmen durchführbar? Ist eine Gemeinde, ein Land, ein Staat auf natürlicher Lebensweise basierend, wirklich nicht denkbar?

   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Sonntag,
13. August 2017
Öffnet man die Wikipedia-Startseite, wird man unter anderem von der Rubrik "Was geschah am ..." begrüßt, heute also: Was geschah am 13. August?

Am 13. August, so erzählt mir Wikipedia heute, geschahen folgende Ereignisse:

  • 1327 – Im Rahmen der Erweiterung der Stadtmauern von Siena wird das Fundament für das Stadttor Porta Romana gelegt.
  • 1617 – In Quedlinburg kommt Johann Andreas Quenstedt, ein bedeutender Vertreter der lutherischen Orthodoxie, zur Welt.
  • 1917 – Der 1907 mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Chemiker Eduard Buchner stirbt.
  • 1917 – Im Ersten Weltkrieg wird der Truppentransporter Turakina versenkt.
  • 1967 – Der Spielfilm Bonnie und Clyde mit Faye Dunaway und Warren Beatty in den Titelrollen wird in New York erstmals in den USA aufgeführt.
Ende der Liste.

Ich erinnere mich, vor vielen Jahren, als ich noch ein junger Mensch war, gehört zu haben, jeder müsse doch die Daten der wichtigsten politischen Großereignisse in seinem Gedächtnis bewahren, und dazu gehörten (um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts) vor allem diese drei:

der 20. Juli 1944
der 17. Juni 1953
der 13. August 1961

Seither sind einige Daten dazu gekommen, die sich ins Gedächtnis gegraben haben, ich denke an den 9. November 1989 oder natürlich an den Elftenseptember.

Immerhin bietet Wikipedia einen Link "Weitere Ereignisse", bei dessen Anklicken man dann nach einigem Suchen den Beginn des Mauerbaus findet, unter so weltbewegenden Events wie der Eröffnung der Gmundener Straßenbahn (1894) oder dem deutschen Kinostart des James-Bond-Films Der Hauch des Todes (1987).

   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
  Aber auf der Terrasse blühen die Engelstrompeten (Brugmansia aurea), die ein schweres Schicksal hinter sich haben:    
 
Engelstrompete Engelstrompete Engelstrompete Engelstrompete
       

Samstag,
12. August 2017
Aus den Nachrichten der vergangenen Woche gefischt:

Die Syrien-Sonderermittlerin der Vereinten Nationen, Carla Del Ponte, gibt ihr Amt auf (sie "schmeißt hin", schreibt die Süddeutsche). Del Ponte war UN-Chefanklägerin in den Kriegsverbrecher-Sondertribunalen zu den Kriegen in Ex-Jugoslawien und Ruanda. Jetzt hat sie fünf Jahre lang Berichte über die im Syrienkrieg verübten Verbrechen verfasst, allerdings gibt es bis heute kein internationales Gericht zu diesem Krieg (oder Kriegen – es ist ja nicht nur ein einziger, siehe den Beitrag vom 26.12.15)

Das ist auch der Grund, warum Del Ponte zurücktritt: sie habe es satt als "Alibi-Ermittlerin ohne politische Unterstützung" eingesetzt zu werden, zitiert sie die SZ. Und weiter: "Zu Anfang gab es die Guten und die Bösen". Das habe sich geändert: "Alle in Syrien sind böse. Die Regierung Assad, die schreckliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt und Chemiewaffen einsetzt. Und die Opposition, die nur noch aus Extremisten und Terroristen besteht."

Alle sind böse. Hier begegnet mir das Thema meines derzeitigen Schreibprojekts, siehe den Ausschnitt vom Anfang.
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
  Schaut man sich in beliebigen Internetforen um, könnte man zu der Ansicht kommen, die Deutschlehrer an unseren Schulen seien alle vollkommene Versager.

Trump ist halt noch auf der Suche. Ganz zu anfang hatte er ja noch gegen China gewetert, aber da ist der Gegner wohl etwas zu groß. An Nordkorea hat sich ja die USA auch schon mal die Finger verbrand.
(tagesschau.de)

Ich wohne eigendlich von einen Sogenannten Knotenpunkt nicht weit weg da wo 50Mbits gibt und da wollte ich mal Nachfragen ob denn in Zukunft was geplant ist zwecks Ausbau. Meine letzte Anfrage war letztes Jahr und diese war leider Negativ.
(telekom.de)
O.k., das sind harmlose Beispiele. Aber mein Finanzamt (dessen Formulierungen immer wieder Heiterkeit auslösen, siehe 2.3.16) hat mich heute mit dem Steuerbescheid für 2016 erfreut, und dabei Ähnliches abgeliefert:

  Aus dem Steuerbescheid 2016
      Sprachliche Fähigkeiten des Finanzamts Müllheim
  Das Häkchen stammt vom Steuerberater. Aber der schaut ja auf andere Dinge. Darüber hinaus finde ich den Satz unverständlich.    
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)

Montag,
7. August 2017
Ich höre, dass unser ehemaliger Bundespräsident Christian Wulff einen Ehrensold in Höhe von über 230.000,- € jährlich erhält. Auf Lebenszeit. Das sei ihm gegönnt, immerhin hat er dem Land zwanzig lange Monate an vorderster Front gedient.

Auch ich werde in etwa zwei oder drei Jahren einen Ehrensold erhalten. Er wird geringfügig kleiner ausfallen und auch einen anderen Namen tragen: Grundsicherung im Alter. Das sind die Hartz-IV-Sätze.

Soweit ist alles gut. Wulff war sicher für das Land viel wertvoller als ich. Was nicht so gut ist, ist die Tatsache, dass mir ein Dazuverdienst, wie ich ihn mir etwa in Form eines 450-Euro-Jobs vorstellen könnte, auf meinen Ehrensold angerechnet, das heißt weggenommen wird. Christian Wulff darf in seiner Funktion als Anwalt Honorare einnehmen, die er zusätzlich zum Ehrensold erhält, ohne dass der geschmälert wird.

Neiddebatte nennen gewisse Kreise das, was ich hier schreibe.



   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Sonntag,
6. August 2017
Trotz wenig Zeit ist der zweite Teil des Essays über das Böse ("Die Wegwerfwelt") so gut wie fertig. Der Fürst dieser Welt ist dieser Abschnitt betitelt, und der Text spielt mit dem Gedanken, ob es nicht die genuine Aufgabe unserer Welt sei, dem Bösen eine Bühne bereit zu stellen. Nicht als Sparringspartner des Guten, um diesem zum Sieg zu verhelfen (wie es der erste Teil nahelegt), sondern als Sinn und Zweck des ganzen Projekts "Welt & Mensch".

Ausschnitt aus dem ersten Teil
Ausschnitt aus dem zweiten Teil



   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Montag,
31. Juli 2017
Mittags im Auto, die Informationen am Mittag im Deutschlandfunk.
Zwischen dem Tod von Jeanne Moreau und den Zuständen in Venezuela ein Bericht aus dem Jemen. Im Land breitet sich die Cholera aus, es gibt kein sauberes Trinkwasser mehr, die Verhältnisse müssen grauenhaft sein. Die Menschen hätten, heißt es im Bericht, meist nur noch die Wahl zwischen Cholera und Verdursten, und der UN-Koordinator sagt, sieben Millionen Menschen drohe ein langsamer Tod durch Krankheiten und Verhungern. Sauberes Wasser wäre in dieser Situation die wichtigste Hilfe. Und dann horche ich auf, als eine australische Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen von der Bombardierung eines Wasserwerks berichtet und meint, so etwas mache sie wütend: "Man bombardiert doch gerade jetzt keine Wasserwerke!", sagt sie.

Doch, denke ich, gerade jetzt! Das ist ja der Kern der gegenwärtigen Kriege: Möglichst viel Leid zu verursachen: man bombardiert Krankenhäuser, Schulen, Flüchtlingstrecks, man nimmt Menschen als Schutzschilde, und da kommt ein Wasserwerk in einer Choleraregion gerade recht. Der letzte Rest an Menschlichkeit ist diesen "Kriegern" längst abhanden gekommen: alles muss hin werden. Alle müssen sterben, möglichst grausam.

Es gibt einen amerikanischen Schriftsteller, Cormac McCarthy, der dieses Ende aller Menschlichkeit zu seinem Thema gemacht hat. Bücher wie "Die Straße" oder "Die Abendröte im Westen" vergisst man nie mehr.


   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Freitag,
28. Juli 2017
Der Sommer ist zweifellos die Zeit der Insekten. Heute einen weiteren Gast gefunden, dieses Mal in der Küche: Er hat sich mir als Zimtbär (Phragmatobia fuliginosa) vorgestellt. Dass ich Zimt nicht mag, hat ihn weniger interessiert.



Zimtbär (Phragmatobia fuliginosa)
      Zimtbär (Phragmatobia fuliginosa)
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Montag,
24. Juli 2017
Leider hat das Wetter im oberen Münstertal einen Vogel. Vor ein paar Tagen waren es hier 35, 36, 37 Grad, nicht zum Aushalten. Und jetzt:

Ich ziehe die vierzehn Grad vor. Ich kann (auch im Sommer) die Heizung aufdrehen. Die Sonne kann ich nicht abstellen. Ich leide unter der Hitze viel mehr als unter der Kälte. Man müsste bei ungefähr 25 Grad abregeln können.

24. Juli
      Temperatur am 24. Juli
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Sonntag,
23. Juli 2017

Die alten Tagebücher

21. 11. 1979

Unsere Reise bringt uns nach Athen, das wir schon von einem früheren Aufenthalt her kennen. Wir wohnen in einer kleinen Pension, deren Besitzer uns eine Arbeit anbietet. Der Umrechnungskurs lag damals bei etwa 20 Drachmen für eine D-Mark.

Wir haben einen Job! Der erste Arbeitstag liegt hinter uns: Wir haben ein großes Zimmer unserer Pension himmelblau angestrichen. Momentan koste ich das Gefühl aus, unterwegs zu sein und einen Job auf mich zukommen gelassen zu haben. Morgen Verhandlungen, ob die Arbeit zur Zufriedenheit unseres Chefs und Herbergswirts ausgefallen ist. Die Pension hat 18 Zimmer.
Der Verdienst ist spärlich: 300 Drch pro Zimmer, für das heutige 400, weil's so groß ist. Von den kleineren könnten wir vielleicht zwei am Tag schaffen, mit etwas Routine ohne uns zu überarbeiten. Eine Vergleichszahl: Nach einer offiziellen Statistik war der Durchschnittstagesverdienst eines griechischen Arbeiters oder Handwerkers 1978 457 Drachmen. Wir bekommen noch unser Zimmer dazu.
Beim Blättern in den Tagebüchern sehe ich, dass es im Jahr zuvor, 1978, noch einige lesenswerte Einträge gegeben hat, die ich vielleicht demnächst vorstelle.
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
  Nachtrag zu den Insekten vom Donnerstag:
Nach ein paar Tagen Abwesenheit finde ich in der Badewanne einen toten Schmetterling (das Fenster im Bad war gekippt, ein bisschen Staub und ein winziger Hüpfer waren auch noch hereingeweht worden). Wie ich der sehr informativen Seite insektenbox.de entnehme, handelt es sich um einen Braunen Waldvogel (Aphantopus hyperantus). Es heißt, sein Lebensraum seien "grasige Waldlichtungen mit Gebüschen". Ob er mein Badezimmer für ein Gebüsch gehalten hat? Armer Kerl.
  Brauner Waldvogel (Aphantopus hyperantus, Unterseite) in der Badewanne
      Brauner Waldvogel (Aphantopus hyperantus, Unterseite) in der Badewanne
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)

Donnerstag,
20. Juli 2017
Gestern: Drama hinter der Leselampe



Spinne beim Einmachen
      Spinne beim Einmachen
       
  Heute: Da haben wir Menschen doch ein besseres Verhältnis zu Insekten   Geschenk der Bienen
      Geschenk der Bienen
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Montag,
17. Juli 2017
Der Wahlkampf kommt langsam in Gang. Die CSU stellt ein eigenes Wahlprogramm für die Bundestagswahl vor: Wie der DLF heute meldet, wird im so genannten Bayernplan die seit langem geforderte Obergrenze von 200.000 Flüchtlingen pro Jahr festgelegt. Die Obergrenze sei und bleibe ein Ziel der Christsozialen, sagt Seehofer.

Ich weiß nicht, wie man sich bei der CSU die praktische Umsetzung einer solchen Obergrenze vorstellt. Der zweihunderttausendunderste Flüchtling, egal ob Mann, Frau, Kind, alter oder junger Mensch, gesund oder halbtot, bekommt dann ein Schild vorgehalten: Ich muss leider draußen bleiben, oder wie?

Eine großartige Lösung für die Flüchtlingsfrage hat Sebastian Kurz, österreichischer Außenminister: Er sagt, die Mittelmeerroute müsse geschlossen werden. Das ist mal ein guter und vor allem praktikabler Vorschlag: Das Mittelmeer zumachen, genau! Das ist zwar nass, ein paar tausend Meter tief und ungefähr fünftausend Kilometer breit, aber egal, den Wählern der ÖVP kann man ja mal vormachen, dass man da einfach die Tür zumachen kann. Die glauben das.

Die, die's nicht glauben, ertrinken.



Obergrenze
      Obergrenze
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Sonntag,
16. Juli 2017
Aus den Nachrichten der vergangenen Woche:

Die Bundesregierung will die Auswirkungen von Stromleitungen auf die Gesundheit der Bürger untersuchen lassen ( DLF vom 11. Juli).

Hallo? Stromleitungen durchziehen die Länder seit dem späten 19. Jahrhundert. Damals galten sie als Landmarken einer neuen (natürlich besseren!) Zeit. Kritisch gesehen werden sie seit ungefähr fünfzig Jahren, nicht nur wegen der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, sondern auch wegen möglicher Auswirkungen auf die Gesundheit derjenigen, die unter oder nahe bei ihnen leben.

Da ist es natürlich erfreulich, dass sich die Regierung schon so bald um dieses Thema kümmert. Was dabei rauskommen wird, wissen wir schon.



Stromleitungen verschönern die Landschaft und tragen zu unserer Gesundheit bei
      Stromleitungen verschönern die Landschaft und tragen zu unserer Gesundheit bei
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
Bilder von unterwegs

Gesehen im Gurkengewächshaus einer Gärtnerei in Wahlwies bei Stockach
Gurke mit Charakter
      Gurke mit Charakter
   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       

Samstag,
8. Juli 2017
Das Reisen bringt zwangsläufig Restaurantbesuche mit sich. Und immer wieder () treffe ich auf originelle Kellnerinnen. Neulich, bei Donaueschingen: Der Tisch ist noch nicht gedeckt, ich lese Zeitung. Die Kellnerin bringt das Gedeck: "Einfach weiterlesen! Nicht stören lassen."

Will der Mensch noch mehr Luxus?



   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)
       
Die alten Tagebücher

3. 11. 1979

Anschluss an den letzten Eintrag: Die unsichere Reisesituation macht mich unzufrieden.
(...)
Solange ich keinen Ort gefunden habe, an dem ich wieder wirklich glücklich bin, bleibt mir stets nur die Hoffnung auf die Zukunft. Das ist wiederum der Vorteil des Reisens. Beliebig viele Möglichkeiten zur Veränderung, von einem Punkt zum nächsten.
Darum also: Nächster Fixpunkt (nach dem geplanten Besuch in Orgòsolo) ist Rom. Wir würden es beide sehr begrüßen, wenn wir dort für ein paar Wochen Arbeit fänden. Aber wie intensiv wir die Jobsuche betreiben wollen, das wissen wir noch nicht. Auch die Unterkunftsfrage spielt da eine Rolle. Einerseits ist es durchaus möglich, daß wir in Rom für einige Zeit ganz gesunde Wurzeln schlagen, mit Kontakten, einem (oder zwei) Job, einem gemütlichen Zimmer, auf der anderen Seite kann es aber sein, daß nichts von alledem eintrifft und wir in dieser Riesenstadt sehr bald durchdrehen. Dann, wie gesagt, bleibt die Flucht an den nächsten Ort wiederum der geeignete Ausweg. Das wäre dann eine griechische Insel zum Orangenpflücken. Danach käme Israel mit der Möglichkeit, in einem Kibbuz zu leben. Diese Reihe von Fluchtpunkten noch vor sich zu haben bedeutet vorerst noch Beruhigung. Und überhaupt: Je weiter weg, desto rosiger sieht die Zukunft aus – sowieso!

   ↑ nach oben

   ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts)

Samstag,
1. Juli 2017
Bilder von unterwegs

Immer wieder muss ich in Hotels übernachten. Die Kategorie ist vom Budget vorgegeben, trotzdem ist die Variationsbreite enorm und erstreckt sich von der schäbigen Absteige bis zur beinahe luxuriösen Unterkunft. Im Ambiente und den Einrichtungsgegenständen spiegeln sich Geschmack und Kultur der jeweiligen Betreiber.

Letzte Woche: ein freundliches kleines Hotel am Rand einer mittelkleinen Stadt zwischen Schwarzwald und Baar. Ein weitgehend geschmackvoll eingerichtetes Zimmer (nur ganz leicht zum verspielten Kitsch neigend), alles in allem ein erfreulich stilvoller Aufenthaltsort.

Und dann – im Badezimmer, über dem Spiegel – sowas!
Der Tod der Ästhetik und des angenehmen Lichts: die Energiesparbirne
      Der Tod der Ästhetik (und des angenehmen Lichts): die Energiesparbirne

   ↑ nach oben


zum Abschnitt April – Juni 2017

zum Abschnitt Januar – März 2017

zum Abschnitt Oktober – Dezember 2016

zum Abschnitt Juli – September 2016

zum Abschnitt April – Juni 2016

zum Abschnitt Januar – März 2016

zum Abschnitt September – Dezember 2015