WERNERS BLOG

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  Zeichnung: Wilhelm Busch


Montag,
31. Dezember 2018
Zum Abschluss des Jahres stelle ich ein originelles Weihnachtsgeschenk vor (danke Katharina, Tim, Hannah und Joshua!). Es lebt und ist bereit, verspeist zu werden.

Zuchtpilze wachsen auf Substraten, die mit Pilzmyzel geimpft werden. Hier besteht das Substrat aus Kaffeesatz, der Rosenseitlinge (Pleurotus djamor) zum Wachsen bringt.

Auf der Packung steht: "Aus dem Kaffeesatz wachsen Pilze", garniert mit einem Zitat von Antoine Lavoisier (einem französischen Chemiker des 18. Jahrhunderts, dem man wegen seiner Eigenschaft als Zollpächter in der Französischen Revolution den Prozess machte und ihn 1894 hinrichtete):

Nichts entsteht neu, nichts geht zugrunde, alles ist Verwandlung.

Rosenseitling aus Kaffeesatz
      Rosenseitling (Pleurotus djamor) aus Kaffeesatz
 
Allen Lesern und Leserinnen meines Blogs danke ich für ihre Geduld und Aufmerksamkeit und wünsche ihnen
ein glückliches Neues Jahr 2019
   
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Samstag,
22. Dezember 2018
Die alten Tagebücher

17. Juli 1978

Heute (vielleicht als Weihnachtsgeschenk) noch einmal ein Rückgriff auf die allerersten Niederschriften meines Tagebuchs aus dem Jahr 1978. Die ersten Zeilen vom 6.7.78 hatte ich schon einmal vorgestellt. Ein paar Tage später, am 17. Juli, habe ich Folgendes notiert:
Mein tägliches Tun erscheint mir überhaupt nicht des Aufschreibens wert: Koche ich in der Unterfahrt )*, so ist das kein Thema, fahre ich Taxi, noch viel weniger: ich verbringe also mein Leben mit Dingen, die nicht der Erwähnung wert sind, "nicht der Rede wert"! Es passt gut zu meinem "Warten", dieses unerwähnenswerte Leben, denn es ist ja nur vorübergehend. Wenn ich auf etwas Besseres warte, dann ist die Gegenwart, auch wenn sie dürftig und armselig, uninteressant und öde ist, auf jeden Fall erträglich, sogar lohnend. Eine Ideologie, vergleichbar mit der der katholischen Kirche und ziemlich zum Kotzen. Vor allem deshalb, weil sie wider mein besseres Wissen, wider mein Streben abläuft. (...)

Ein paar Seiter weiter, unter dem Datum des 16. August 1978, zitiere ich Henry Miller:
Madame, there are always two paths to take; one back towards the comforts and security of death, the other forward to nowhere.
(Leider habe ich mir nicht notiert, aus welchem Buch von Henry Miller das Zitat stammt.)

NACHTRAG 23.12.: Anna, Nachbarin und treue Leserin meines Blogs (vielen Dank!) macht mich darauf aufmerksam, dass das Zitat aus dem "Koloss von Maroussi" stammt.98



)* Die "Unterfahrt" war eine Jazzkneipe am Haidenauplatz in München-Haidhausen. Sie existiert bis heute als renommierte Jazz-Lokalität, wenn auch an anderem Standort. Der Schriftzug ihres Namens ist noch derselbe wie in den siebziger Jahren und geht auf einen Entwurf von mir zurück.





























98 MILLER, Henry; Der Koloss von Maroussi, Reinbek 1977, S. 111.
Madame, jeder hat die Wahl zwischen zwei Wegen: der eine führt zum Trost und der Sicherheit des Todes, der andere – man weiß nicht wohin, aber geradeaus.
 
      'Unterfahrt'-Logo
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Samstag,
15. Dezember 2018
Das Leben ist zu kurz, doch wäre es absolut schauderhaft, wenn es zu lang wäre.





96 PETER USTINOVS geflügelte Worte, Berlin 2004, S.12
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  Die Vereinigung der beiden Haushalte bringt außer endloser kleinteiliger Arbeit auch viel Vergnügen mit sich. Neben dem Einräumen der Bücherregale zum Beispiel das Erstellen eines neuen Nähkästchens (Kram aus zwei provisorischen Behältern zusammenfügen in ein "neues" Nähkästchen von ebay)


(Gelegentlich denke ich, an mir ist eine Frau verlorengegangen. Obwohl: verloren ist sie ja nicht, nur verschoben aufs nächste Leben)
  Vergnügen: Nähkästchen einräumen
      Vergnügen: Nähkästchen einräumen
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  Außerdem habe ich bei Khalil Gibran den Grund dafür gefunden, warum ich mich ohne große seelische Schmerzen von meinem langjährigen Lebensmittelpunkt Bardou verabschieden kann:
Wie sollte ich in Frieden und ohne Kummer ziehen? Nein, nicht ohne eine Wunde in der Seele werde ich diese Stadt verlassen. Lang waren die Tage des Leidens, die ich in ihren Mauern verbrachte, und lang waren die Nächte der Einsamkeit; und wer kann von seinem Leiden und seiner Einsamkeit ohne Bedauern scheiden? 97
Nun bedeutete Bardou für mich zu keiner Zeit Leiden oder Einsamkeit. Was ich dort genossen habe, war das Alleinsein, was etwas völlig anderes als Einsamkeit ist. Daher können die Zeilen aus Gibrans Gedicht nie auf mein Verhältnis zu Bardou zutreffen.
  97 GIBRAN, Khalil: The Prophet, London 1991, S.1

(How shall I go in peace and without sorrow? Nay, not without a wound in the spirit shall I leave this city. Long were the days of pain I have spent within its walls, and long were the nights of aloneness; and who can depart from his pain and his aloneness without regret?)
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Donnerstag,
6. Dezember 2018
Fundstück des Tages:

Manchmal überrascht einen der Alltag (man hätte es aber vielleicht auch ohne den Hinweis auf dem Kassenzettel gemerkt)

Überraschung auf dem Kassenbon
      Überraschung auf dem Kassenbon
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Dienstag,
4. Dezember 2018
Das darf ich nicht vergessen: meine LeserInnen darauf hinweisen, dass ich am kommenden Sonntag, 8. Dezember, 20:00 Uhr hier in der Kratzbürste (Untere Gasse 22, 79244 Münstertal) eine Lesung aus meinen aktuellen Texten gebe. Es handelt sich dabei um die beiden Texte (über das "Böse" und den Text zum "Buch über nichts"), die ich hier schon einmal kurz vorgestellt hatte (am 18.11.17).

Falls ich auf diesem Weg noch jemanden erreiche, der/die sich angesprochen fühlt: herzlich willkommen!

Hier der Text der Einladung, die ich im engeren Kreis verschickt habe:

Liebe MitbewohnerInnen, liebe Freunde der Kratzbürste,

seit ich vor zehn Jahren in die Kratzbürste eingezogen bin, steht auf der Webseite, auf der die Bewohner porträtiert sind, bei meinem Bild: "Werner – unser Schriftsteller". Dem Anspruch, der in dieser Bezeichnung enthalten ist, bin ich in diesen Jahren nur sehr unauffällig nachgekommen. Dies will ich ändern und darstellen, was ich eigentlich so mache, wenn ich schreibe. Das heißt, ich werde Ergebnisse meiner verborgenen Tätigkeit präsentieren.

Zu diesem Zweck werde ich am Samstag, dem 8. Dezember 2018, um 20 Uhr im Kinoraum der Kratzbürste eine Lesung aus meinen aktuellen Schreibprojekten halten, zu der ich Euch/Sie hiermit einlade.

Zwei Texte sind es, an denen ich in der letzten Zeit gearbeitet habe: der eine ist ein sehr freier, vielleicht auch etwas schräger Essay über "das Böse", beim anderen handelt es sich um ein quasi literaturwissenschaftliches Projekt, das dem Verhältnis zwischen Form und Inhalt in der Literatur nachgeht. Davon ist ein Kapitel fertiggestellt, das dem Schweizer Schriftsteller Gerhard Meier (1917-2008) gewidmet ist. Diesem Text habe ich den Arbeitstitel "Buch über nichts" gegeben.

Über Euer/Ihr zahlreiches Kommen würde ich mich sehr freuen.

Werner Friedl






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Sonntag,
2. Dezember 2018
Packen und Räumen in umgekehrter Reihenfolge. Das Packen und Schleppen in Bardou geschah mit Hilfe von Katharina und Tim (danke!), die Fahrt mit dem geliehenen Transit von Jule und Hayden (danke!), das Ausräumen mit Hilfe von Julian, Manfred und anderen (danke!) Was wäre der Mensch ohne die anderen.
Not till we are lost, in other words not till we have lost the world, do we begin to find ourselves, and realize where we are and the infinite extent of our relations, sagt Henry David Thoreau in Walden94


Thoreau könnte man auch zitieren, um die Anziehungskraft des Lebens in Bardou für Menschen des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts auszudrücken. Was uns in den 1970er Jahren so fasziniert hatte, war die Verbundenheit mit den natürlichen Grundlagen des Lebens.

Thoreau schreibt dazu: I went to the woods because I wished to live deliberately, to front only the essential facts of life, and see if I could not learn what it had to teach, and not, when I came to die, discover that I had not lived.95

94 THOREAU, H.D.: Walden. Oder das Leben in den Wäldern, Zürich 1979, S. 174. Das amerikanische Original erschien 1854.
Übersetzung: Erst wenn wir uns verirrt haben, oder anders ausgedrückt: wir die Welt verloren haben, fangen wir an uns selbst zu finden und erkennen, wo wir sind und sehen das unendliche Ausmaß unserer Beziehungen.

95Ich ging in die Wälder, weil ich bewusst leben, nur den wesentlichen Tatsachen des Lebens begegnen wollte. Und schauen, ob ich nicht lernen könnte, was es mich zu lehren hatte, um nicht, wenn es ans Sterben ginge, zu entdecken, ich hatte nicht gelebt.
      Thoreaus bekanntes Zitat
      Thoreaus bekanntes Zitat, aufgestellt bei seiner (nachgebauten) Hütte beim Walden Pond, Nähe Concord, Massachusetts. Quelle: Wikipedia
 
 
Alles leer Über Stock und Stein Alles passt Die zweite Herausforderung
In Bardou bleiben leere Regale zurück, Betsy will eine kleine Bibliothek deutschsprachiger Bücher (von Klaus geerbt) dort unterbringen. Möbeltransport auf den alten Wegen in Bardou Das Auto ist perfekt ausgefüllt Die zweite Herausforderung: Schleppen und Packen in umgekehrter Reihenfolge.
   
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Sonntag,
18. November 2018
In wenigen Tagen geht mein Aufenthalt in Bardou, der der letzte sein wird, zu Ende. Zum ersten Mal kam ich Ostern 1975 an diesen Ort, der bedeutsam für meinen Lebenslauf geworden ist. Im Frühjahr und Sommer 1979 habe ich hier einen Gemüsegarten angelegt, kaum 200 Quadratmeter groß. Ich habe gespürt, dass ich bei dieser Sache bleiben, irgendetwas damit machen muss. Im Lauf von fünfzehn Jahren wurde daraus der Beruf des Gärtnermeisters, der mich für einige Jahre nach Norddeutschland geführt hat, wo ich einen Gartenbaubetrieb geleitet und Lehrlinge ausgebildet habe.

Seit dem Winter 2002/03 habe ich in Bardou meine Winter verbracht, meistens um die fünf Monate, gelegentlich war ich auch im Sommer hier. In dieser Zeit hat sich mir die Möglichkeit geboten, das literarische Schreiben zu beginnen, das zu meiner Leidenschaft geworden ist (wie früher das Gärtnern) und das ich, falls mir noch ein paar Jahre vergönnt sind, mit größerer Ernsthaftigkeit weiterführen will. Diese beiden Chancen, die des Gärtnerns und des Schreibens, Wege zum persönlichen Glück, haben mir Bardou und seine Menschen, allen voran Klaus und Jean, geschenkt. Dafür bin ich sehr dankbar.




Klaus und Jean Erhardt, die Wiedererbauer von Bardou (um das Jahr 2000)




Ein Rückblick auf meine letzten sechzehn Jahre in Bardou:


2002/03

Der Winter 2002/03 war eine Art Probepackung. Fünf Wochen, von Mitte Dezember bis Mitte Januar, ohne Ofen, nur mit offenem Feuer im Kamin (aber immerhin schon mit geliehener Motorsäge) habe ich ausprobiert, wie sich ein Winter in Bardou anfühlt. Die Fotos aus diesen ersten Wochen sind wie es scheint, leider verlorengegangen (wenn sie wieder auftauchen, stelle ich hier welche rein. So behelfe ich mir erst mal mit Bildern aus dem Herbst 2002 und dem Frühjahr 2003.
Bardou Ostern 1975
      Bardou Ostern 1975
 
Gottesanbeterin (Mantis religiosa) Spaßvögel Regeln für den "Rittersaal" Frühstück
Die Natur um Bardou hat von Anfang an eine große Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Hier eine Gottesanbeterin (Mantis religiosa) Schon seit einigen Jahren gab es Pfauen in Bardou, Klaus nannte sie seine "Spaßvögel". Nicht jedem haben sie Spaß gemacht – auch mir nicht. Es gab Regeln im Dorf, ähnlich wie in einer Jugendherberge (siehe auch den Text rechts auf dem Begrüßungsblatt von 1975). Hier Anweisungen für den "Rittersaal" Frühstück auf einer der zahlreichen Terrassen
  Begrüßung und Anweisung für Gäste in den 70er Jahren
      Begrüßung und Anweisung für Gäste in den 70er Jahren
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  2003/04

Auch die Bilder aus dem Winter 2003/04 muss ich erst noch suchen. So zeige ich hier Fotos vom Oktober 2003, als ich einige Zeit in einem anderen als "meinem" Haus gewohnt habe, in "Ank's Haus". Die Häuser tragen meistens die Namen der Menschen, die in den Anfangsjahren daran mitgebaut und als erste darin gewohnt haben.
   
 
Überdachte Terrasse in "Ank's" Blick auf "Barbara's Ruine" Der erste mobile Computer für Klaus' Memoiren In "Ank's" am Abend
Überdachte Terrasse in "Ank's" Das Gebäude mit der großen Glasfront, auf das der Blick aus dem Fenster geht, hat den Namen "Barbara's Ruine" auch nach der Fertigstellung behalten. In jenem Jahr habe ich angefangen, mich intensiver mit dem Schreiben zu beschäftigen. Ein erstes Projekt war, Klaus bei seinen Memoiren als Ghostwriter zu unterstützen. In "Ank's" am Abend
   
       
  2004/05

   
 
Die Arbeit braucht einen neuen Laptop Nächtlicher Besuch vor der Haustür Bescheidene Anfänge Panorama Februar 2005
Die Arbeit braucht einen neuen Laptop. Es kostete tatsächlich Überwindung, das technische Zeug nach Bardou einzuschleppen. Nächtlicher Besuch vor der Haustür Bescheidene Anfänge zum Aufbau eines brauchbaren Bücherbestands Panorama im Februar 2005. Die Ruine in der Mitte (die nie im Besitz von Klaus und Jean war), ist einige Zeit später in sich zusammengefallen.
   
       
  2005/06     
       
 
Sportgerät am Abend "Le Serre", gegenüber dem Dorf Winter Handgeschriebener Brief
Was nach oben zum Schreibtisch und zum Schlafzimmer führt, ist eher ein Sportgerät als eine Treppe (vor allem abwärts). Gegenüber dem Dorf erstreckt sich der Bergzug "Le Serre" Dass die Winter auch in Südfrankreich bitter kalt sein können, hatte ich gelernt. Die Gewohnheit, Briefe mit der Hand zu schreiben, pflege ich immer noch (für ganz wenige ausgewählte Empfänger freilich).
   
       
  2006/07

   
 
Touristenabwehr Ilex, als Weihnachtsbaum verkleidet Forellen in Alufolie gegrillt Frühstück am offenen Fenster
Da im Sommer der Parkplatz oft von Touristen vollgestellt war, ließ Klaus 2006 dieses Schild aufstellen. Freunde hat er sich damit in der Gegend nicht gemacht. 2006 war mein erstes Weihnachtsfest, das ich nicht nur mit den ständigen Bewohnern von Bardou verbracht habe. Ein Grund, einen Weihnachtsbaum im Häuschen aufzustellen, einen Ilex, die dort zahlreich vorkommen. Dazu gab es Forellen (aus einer Forellenzucht in der Nachbarschaft) in Alufolie, auf dem Ofen gegrillt Am 2. Weihnachtsfeiertag war das Wetter so mild, dass wir bei offenem Fenster frühstücken konnten.
   
       
  2007/08

   
 
Mufflons, ausgewildert in den Bergen um Bardou Gefährlich? Wer weiß. Winterabend in der Stube Origineller Weihnachtsschmuck
In den 50er Jahren wurden hier Mufflons ausgewildert. Sie haben sich großartig eingelebt. Auch diesen Tieren kann man in den Wäldern um Bardou begegnen. Über die Gefährlichkeit ist mir nichts bekannt. Ich habe die Stille der Winterabende in der Stube immer sehr genossen. Ausflug in ein Städtchen mit originellem Weihnachtsschmuck am Kirchturm.
   
       
  2008/09

   
 
In jedem Eck Bücherregale Pfau im Winter Altes Kastanienindividuum Kaminfeuer Silvester 2008
Der Bücherbestand wächst, auch die letzte Ecke wird jetzt mit Regalen vollgebaut. Die Pfaue haben es im Winter schwer. Die uralten Kastanien sind oft von erschreckender Individualität. Sivesterabend 2008: Das offene Kaminfeuer, das im Winter 2002/03 noch das ganze Haus wärmen musste, ist inzwischen nur noch Zier.
   
       
  2009/10

   
 
Späte Herbstpracht: Edelkastanien Bei der Kapelle St-Martin-du-Froid Aussichtsplattform auf dem Caroux-Gipfel Mönchszelle
So spät die Edelkastanien im Frühjahr ihr Laub ansetzen, so spät verlieren sie es auch im Herbst: Kastanienwald Ende November. Auch in den Bergen rund um Bardou ist der Herbst die schönste Wanderzeit. Gipfel des (namenlosen) Hausbergs, 1,5 Std. vom Dorf. Auf der höchsten Stelle steht die Kapelle St-Martin du Froid. Der höchste Gipfel des ganzen Bergzugs, in dem Bardou liegt, ist der Caroux, 1090 m über dem Meer (das von hier bei klarem Wetter auch gut zu sehen ist). Die Mönchszelle
   
       
  2010/11

   
 
Arbeitsplatz mit Bibliothek Novembersommer Grab von Klaus und Jean Sonne durchs große Südfenster
Der Buchbestand ist zu einer kleinen Bibliothek rund um den Schreibtisch angewachsen – und muss jetzt in die Kratzbürstenwohnung transplantiert werden Bardou im Novembersommer (ganz anders als in diesem verregneten Herbst) Die Grabkapelle von Klaus und Jean. Sie steht an dem Platz, von dem aus alle Panaoramafotos gemacht werden. Mein Südfenster ist das schönste im Dorf
   
       
  2011/12

   
 
Bardous Wachmannschaft Tagebuchschreiben im Advent Eiskalter Februar 2012 Kein Problem mit warmen Klamotten
Bardous Wachmannschaft Tagebuchschreiben im Advent Der Februar 2012 war der kälteste Monate in all den Jahren. 14 Tage herrschte Dauerfrost, alles war eingefroren. Warme Klamotten waren dringend nötig.
   
       
  2012/13

   
 
Unten essen, oben schreiben Röschen vor dem Haus Brennholzlieferung Silvester 2012/2013
Blick vom Schreibtisch auf den Esstisch In milden Wintern blühen die Röschen vor der Haustür das ganze Jahr. Zum ersten Mal kaufe ich einen Teil des Brennholzes (statt alles aus dem Wald zu holen). Mein Verbrauch lag bei 7 Ster jeden Winter Waren viele Gäste im Dorf, gab es oft ein großes Fest: Silvester 2012
   
       
  2013/14

   
 
Der ehemalige Stausee hinterlässt eine Wunde in der Landschaft Gott in Frankreich Klogang im Nebel Holz hinter der Hüttn
Wunde in der Landschaft: Der Stausee, Wahrzeichen des Tals, wurde – trotz vieler Proteste – abgelassen. Die Staumauer war nicht mehr stabil, und zur Wasserversorgung wird er nicht mehr benötigt. Leben wie Gott in Frankreich Durch den Nebel zum Klohäuschen Holz hinter der Hüttn – der Vorrat fürs nächste Jahr.
   
       
  2014/15

   
 
Überschwemmung draußen ... ... und drinnen "Großwildjagd" bei Bardou Jean mit allen Schlüsseln von Bardou
Bardou wird manchmal im Winter von größeren oder kleineren Überschwenmmungen heimgesucht. Die Vorkommnisse häufen sich. Bevor das Wasser vor dem Haus die Stufen hinunterläuft, ist ein Teil davon durch die Küche geflossen. Den Wegweiser, der 40 Jahre lang das letzte Stück des Wegs gewiesen hat, gibt es leider nicht mehr. Das rote Schild warnt vor "Großwildjagd" (gemeint sind Wildschweine und Mufflons). Jean und ihre Sammlung der Haus-, Keller- und Lagerraumschlüssel
   
       
  2015/16

   
 
Riesiges Hornissennest in 10 m Höhe Im ganzen Wald blüht das Immergrün; Beerdingung von Jean Teddy
2015 tauchte die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) zum ersten Mal in Bardou auf An Weihnachten blühte im Wald flächendeckend das Immergrün (Vinca major) Im Februar 2016 starb unsere Jean. Der Sarg wird zur Grabkapelle hinaufgetragen. Teddy, Jeans lieber und treuer Hund, starb zwei Monate später.
   
       
  2016/17

   
 
Wie jedes Jahr ... Christbaum statt Kaminfeuer Geschenk der Natur Wohnung von Klaus dem Einsiedler
Und wieder Wasser in der Küche, weil's gar so schön ist. Dieses Mal gibt's einen kleinen Christbaum nur für mich allein. Ein Geschenk der Natur: 150 Meter vom Haus fällt ein Baum um: Brennholz für eine ganze Saison. Klaus, der Einsiedler, wohnt hier seit 30 Jahren, über zwei Stunden von Bardou entfernt. Gelegentlich bekomme ich von ihm Besuch (ihn in seinem abgelegenen Haus zu besuchen, fällt mir immer schwerer. Der Weg dorthin ist mühsam.)
   
       
  2017/18

   
 
Empfang bei Betsy und Brian Zedern zu Sitzbänken Ständiger Gast: Die Vespa velutina Später Winter Ende Februar
Einladung zum Essen auf der Terrasse von Betsy und Brian. Die großen Zedern sind abgesägt, eingetauscht gegen einen weiten Blick übers Land. Die Zedern finden andere Verwendung: neue Sitzbänke auf der großen Terrasse. Sie wird wohl regelmäßiger Gast in Bardou: Vespa velutina, die asiatische Hornisse. 28. Februar: für Bardou ein sehr später Wintereinbruch.
   
       
  Und jetzt, November 2018?

   
 
Abschied im Regen Die Kisten sind gepackt
Abschied im Regen Die Kisten sind gepackt
   
 
 
 

Freitag,
16. November 2018
Die alten Tagebücher

18. Mai 1980 ( zum letzten Eintrag)

Wir sind wieder nach München zurückgekehrt. Dort sind wir darauf angewiesen, dass wir in leerstehenden Wohngemeinschaftszimmern oder nicht genutzten Wohnungen unterkommen. Ich leide an den Nachwirkungen einer fiebrigen Erkältung, die ich mir am letzten Tag in Ägypten zugezogen hatte (die Rückfahrt im Zug von Athen nach München fand im abgedunkelten Abteil statt). Zwar fällt es uns nicht schwer, unsere alten Jobs wieder aufzunehmen (C.: Fernsehstudio, ich: Taxifahren, Kochen in einer Kneipe), im Allgemeinen ist unsere Situation aber von großer Unsicherheit und Zukunftsangst geprägt.
(...)

Meine Lage kommt mir zur Zeit verfahren vor. Kein Beruf, kein Geld, keine greifbare Zukunft, bloß Träume im Kopf und Vorstellungen davon, was schön wäre. Auch die Aussicht auf einige Monate Bardou kann das nicht grundlegend ändern.

Möchte nicht lange in München bleiben, brauche allerdings etwas Geld und will, vor allem, mir eine Wohnmöglichkeit auf dem Lande hier in Bayern (oder Umgebung) suchen. Bin also auch gefesselt. Wenn die Wohnsituation besser wäre, wäre es leichter zu ertragen. Habe auch Hennies Angebot, in der Pariserstraße (Groovys Zimmer) zu wohnen, befürchte zu viel Unruhe, zuviele Leute in der Wohnung.
Die Wohnung von "Tante Trudeli" wird nächsten Freitag zur Verfügung stehen, ist aber am Arsch der Welt (Studentenstadt), Vielleicht sollte man sie sich mal anschauen.

Bin generell lustlos, unzufrieden, das fällt besonders Hennie auf.

Bemerke viele Ängste, Unsicherheiten an mir: Beispiele: Vorige Woche durch die Barerstraße geradelt, ein scheuer Blick an der Georgenstraße )* nach links war das Äußerste. Traue mich nicht, den Hans anzurufen oder zu besuchen. Völlig irrational.

(...)


____

)* mein letzter Wohnsitz vor der Reise


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Montag,
12. November 2018
Was muss ich heute im Radio hören? (Auch hier, hinter den sieben Bergen im Süden Frankreichs, höre ich die deutschen Nachrichten, ich bitte um Nachsicht.) Die Kunststoffbranche (Die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen) rechnet für dieses Jahr mit einem Zuwachs von über fünf Prozent Plastikverpackungen in Deutschland (ich höre die Sektkorken knallen). Man profitiere von der allgemein guten Konjunktur, heißt es. Negative Berichterstattungen und Diskussionen in den Medien zeigten derzeit keine Auswirkungen am Markt, wird eine Branchensprecherin zitiert.

Was, bitte, sind in diesem Zusammenhang "Negative Berichterstattungen"? Und dann auch noch "Diskussionen" – iiiih! Wahrscheinlich geht es wieder um das Totschlagargument Arbeitsplätze, mit dem man jede Schweinerei rechtfertigen kann.

So müllen wir eben alles immer mehr zu, Plastik, Plastik über alles! Am besten, wir werfen dem Plastikmüll in den Meeren noch ein paar Rollen mit gelben Säcken hinterher, dann ist wenigstens für das Recycling gesorgt.



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Sonntag,
4. November 2018
Überall auf der Welt geschieht Wichtiges (zum Beispiel will Neu-Kaledonien nicht unabhängig werden), ich aber berichte weniger Wichtiges aus Bardou.

Erstens: Die Vespa velutina, die Asiatische Hornisse, hat sich auch in diesem Jahr in Bardou niedergelassen. Sie will, wie es scheint, hier heimisch werden. Das Nest ist vielleicht etwas kleiner als vor drei Jahren, dafür aber näher an den Häusern. Gefährlich oder aggressiv sind die Tiere nicht.

 
Hornissennest (1) Hornissennest (2) Hornissennest (3) Gourmand oder Gourmet?)
Nest von Vespa velutina über den Häusern von Bardou Gourmand V. velutina
(im November 2017)
   
  Zweitens: Die Maronen sind in diesem Herbst so viele, so schön und so gut wie lange nicht mehr. (Zu Bardou gehören 35 Hektar alter Edelkastanienwald)   Maronen November 2018
       
  Drittens: Als Nachwirkung mächtiger Regenfälle (vor ein paar Wochen) hat sich am Donnerstag ein Felsblock am Straßenrand selbständig gemacht, etwa 1,5 km vor Bardou. Donnerstag war Feiertag, die Gemeinde hat daraus ein langes Wochenende gemacht, das heißt, kein Mensch war erreichbar und zuständig, das Ding wegzubewegen. Inzwischen (Sonntag) hat es offenbar jemand geschafft (Jäger? Sie kommen gern in unsere Berge) den Brocken ein kleines Stückchen wegzuschieben, die Straße ist passierbar. Vorkommnisse dieser Art sind hier nicht selten.   Hindernis auf der Straße nach Bardou
  Viertens: Besagte Regenfälle haben auch einen unserer Telefonmasten unterspült, unten im Tal, hinter den letzten Häusern der Zivilisation. Er lag samt Telefonleitung quer über der Straße und musste in Stücke zersägt werden. Über die Leitung (über die auch die Internetverbindung läuft) fahren jetzt die Autos drüber. Folge: die Verbindung zur Welt funktioniert (NOCH) mit Ausfällen. Es gibt ja nicht allzu viel Verkehr hier rauf.

  Telefonkabel quer über die Straße
  Das Leben in Bardou ist viel interessanter als in den Städten.   abgesägter Telefonmast
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Donnerstag,
1. November 2018
In den Nachrichten des heutigen Tages taucht ein Wortungetüm auf, die Musterfeststellungsklage. Durch eine heute in Kraft getretene Gesetzesänderung wird es möglich, dass sich (unter anderem) Dieselfahrer zu einer Sammelklage zusammenschließen, um (zum Beispiel) den VW-Konzern auf Schadenersatz zu verklagen. Sie haben Dieselfahrzeuge gekauft und fühlen sich nun, da der große Betrug mit der manipulierten Abgasvorrichtung ans Licht gekommen ist, geschädigt. So weit so gut.

Es stimmt schon: Ein Dieselauto verliert nach dem ganzen Betrugstheater der letzten Zeit wohl an Wert, insofern ist der Halter ein Geschädigter und kann (so das Gericht es so verfügt) Schadenersatz verlangen (Ob er diesen letztendlich bekommen wird, steht noch auf einem anderen Blatt).

Aber: Sind denn nur die Autobesitzer geschädigt? Schließlich blasen die Autos doch ihre grenzwertüberschreitenden Abgase in die Atemluft von allen, auch Nicht-Dieselfahrzeugbesitzern, wie etwa den Kindern. Wer entschädigt die? Der logische Weg wäre doch, der Allgemeinheit, also jedem von uns, ein Recht auf Schadenersatz zuzubilligen. So kriegt nur wieder der Geld, der's (vermutlich) nicht nötig hat, während der kleine Mann (die kleine Frau, das kleine Kind) in die Röhre (das Auspuffrohr) schaut, geschädigt von Asozialen und Kriminellen.



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Montag,
29. Oktober 2018
Und dann das. Nach diesem Sommer!



 
Ende eines gewaltigen Sommers (1) Ende eines gewaltigen Sommers (2)
Ende eines gewaltigen Sommers
  Schnee im Oktober
      Südfrankreich! Im Oktober!
(Klick öffnet neues Fenster)
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  Und noch eine spannende Nachricht:

Archäologen haben in Texas eine interessante Entdeckung gemacht, meldet wissenschaft.de. Sie haben Speerspitzen ausgegraben, die etwa 14 – 15.000 Jahre alt sind. Es heißt, es handele sich um die frühesten bekannten Waffenrelikte aus Nordamerika. Das wirft natürlich ein ganz neues Licht auf die Amerikaner (und speziell die Texaner): Es scheint, sie können gar nicht anders als sich als Waffennarren zu gebärden, das liegt einerseits in ihrem Blut (woran die europäischen Vorfahren möglicherweise nicht ganz unschuldig sind), andererseits sind Waffen quasi tief im amerikanischen Boden verankert. Blut und Boden möchte man sagen.
   
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Sonntag,
28. Oktober 2018
Ich habe meinen Abschiedsbesuch in Bardou angetreten. Vorerst fühlt sich noch alles wie immer an. Nur der Blick nach vorn ist verkürzt: Ende November räume ich hier meine Sachen raus. Dann ist Ende.

Eine Neuerung am Dorfeingang hat mich überrascht: Die Gemeinde Mons-la-Trivalle, zu der Bardou gehört, hat ihre Häuser (die über einige Ortschaften, Weiler und Gehöfte verstreut sind) durchnummeriert und die Bewohner dazu verdonnert, die Nummern sichtbar anzubringen. Bardou mit seinem guten Dutzend von Gebäuden ist dabei zusammengefasst worden und trägt eine einzige Nummer, dafür aber gleich eine vierstellige.

Man wohnt jetzt hier in der Route de Bardou No. 3651. Irgendwie amerikanische Verhältnisse.



Bardou hat jetzt eine Hausnummer
      Bardou hat jetzt eine Hausnummer
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Freitag,
19. Oktober 2018
Die alten Tagebücher

3. Mai 1980

Wir sind von Kairo nach Athen zurückgeflogen. Der erste Eindruck war: was für eine ruhige, zivilisierte europäische Stadt. Wer Athen kennt, denkt eher an chaotische Zustände – es ist eben immer alles relativ.
Athen, 3.5.

Plötzlich wieder daheim im vertrauten Griechenland, in Athen, in Panos' Dioskouros. Lächerliche zwei Stunden Flug übers Mittelmeer (schöner Flug, über Kreta, Santorin und viele andere Inseln), und die Welt ist wieder eine andere geworden.

Der Tag war hektisch, ständig unterwegs: Nach dem Frühstück (Eier mit gelbem Dotter, remember Israel!) im Swiss Cottage Taxi zum Sidi Gaber-Bahnhof, Zug nach Kairo, Verhandeln um Taxi, zum American Express (keine Post, forwarding in die Schyrenstraße, kostet 3 $), dann zum Flughafen. In leicht gestresster Anspannung, man soll 3 Stunden vorher da sein (Abflug: 14.30 Uhr), bei arabischem Organisationschaos wohl auch nötig, wir kommen nach 12 Uhr hin. Abflug mit 40 min Verspätung, Anflug verzögert sich, Ankunft ca. 18.30 Uhr Athener Zeit (1 Stunde mehr!). Es ist schön, sich auszukennen, Panos (wir treffen ihn vor seinem Etablissement, das sich in den 5 Monaten erstaunlich verbessert hat: Zimmer sauberer, der Garten hergerichtet, Reparaturen gemacht) freut sich, uns wiederzusehen.

Die Plaka ist im Umbruch, im Aufbruch zu (noch) mehr touristischer Effektivität, es hat sich in der kurzen Zeit viel verändert, negativ, wie es uns scheint. Abendessen in einem der uns bekannten Restaurants, gutes Bier, es ist alles fast wie zuhause.

Es drängt gar nicht so nach München.

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Mittwoch,
17. Oktober 2018
"Da geht er hin ..." war der Kommentar der Fotografin, die da hinter mir her geknipst hat. Sie ist die Büroleiterin der Öko-Kontrollstelle in Karlsruhe, für die ich viele Jahre tätig war, und wo ich in der letzten Woche die Gelegenheit ergriffen habe, mich zu verabschieden.

Unter dem Arm das Abschiedsgeschenk: Robert Walsers sechs Bände "Aus dem Bleistiftgebiet", die sogenannten Mikrogramme aus den Jahren 1924 bis 1933. Ein Wunsch von mir.

Danke! Auch für die immer freundschaftliche Zusammenarbeit.



Da geht er hin
      Da geht er hin ...
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Freitag,
12. Oktober 2018
Bilder von unterwegs (11)



Neulich am Rand der Autobahn. Man hat sich daran gewöhnt, dass manche Parkplätze, ein paar Schritte abseits des Parkstreifens, aussehen wie auf dem ersten Bild.

Wenn man keine Toilettenanlage bauen will (deutsche Autobahnen – vor allem die älteren – haben SEHR viele Parkplätze), greift man gern zur Lösung auf Bild zwei.

Das dritte Bild aber zeigt, dass es Menschen gibt, die nicht in der Lage sind, ein Klo sachgemäß zu benutzen.
 
Autobahnparkplatz Notlösung Zu blöd zum Scheißen
Autobahnparkplatz Notlösung Zu blöd zum Scheißen
   
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Donnerstag,
11. Oktober 2018
Literarische Perlen (6)



Hermann Lenz
Er wollte eine Geschichte schreiben, in der die Liebe vorkam; die wahre Liebe, sozusagen. Und er dachte (wie schon oft), wenn es bei den erfreulichen Erlebnissen bliebe, als da sind: Lächeln, eine andere Haut spüren ... dann wäre die Liebe nicht zerrüttend. Weil sich aber bekanntlich immer wieder anderes als Glück einmischte, jenes Element zum Beispiel, das man Selbstverlust nennen könnte, war, was mit Liebe zusammenhing, nicht so besonders heimelig.

Auch die Besitzgier und der Trieb, den anderen zu quälen, es ihm heimzuzahlen, dass er nicht so war, wie man meinte, dass er sei, dies alles machte die Gefühle unerbittlich; denn jeder wollte im anderen sich selber lieben, und das ging nicht. Die Natur verlangte, dass jeder sich anpasste. Damit verschwand der Zauber, und manche hielten dies nicht aus.

Nun ja, die meisten richteten sich ein, und das war gut. Ohne Betrug und List und Schlamperei gab es kein Leben. Die pendelten die Gegensätze aus. Wer aber unerbittlich blieb, der fiel ins Loch.93
93 Lenz, Hermann: Ein Fremdling, Frankfurt am Main 1988, S. 205 f.
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Freitag,
5. Oktober 2018
Diesen Tag darf man einen guten Tag nennen, aus mehreren Gründen. Erstens hat das Oberverwaltungsgericht Münster der Klage des BUND gegen die Rodung des Hambacher Forsts insoweit stattgegeben, als das Gericht verfügt hat, dass RWE die Rodung vorerst nicht weiterbetreiben darf. Denn diese würde Tatsachen schaffen, die einer späteren Entscheidung zuwiderlaufen könnten. RWE habe nicht zeigen können, so das Gericht, dass die Rodung des Hambacher Forsts für eine sichere Energieversorgung nötig sei, heißt es in der Begründung. Eine Ohrfeige für die RWE nennt der Deutschlandfunk diese Entscheidung. Der Wald bleibt also erstmal stehen, und bis in der Hauptsache entschieden sein wird, dürfte eine längere Zeit vergehen.

Zweitens: Das Verwaltungsgericht Aachen hat das von der Polizei verhängte Verbot der Demonstration am morgigen Samstag aufgehoben. Die Naturfreunde Deutschland hatten einen Eilantrag gestellt, dem das Gericht mit der Begründung stattgab, es spreche "Überwiegendes" dafür, dass das von der Aachener Polizei ausgesprochene Verbot rechtswidrig sei ( tagesschau.de). Noch eine Ohrfeige.

Drittens: Der Aktienkurs von RWE stürzte um mehr als acht Prozent ab. Die RWE-Aktien waren mit Abstand der größte Verlierer des Tages. Anlass: der Konzern musste aufgrund der Gerichtsbeschlüsse eine sogenannte Gewinnwarnung herausgeben. Dazu sind Aktiengesellschaften verpflichtet, wenn Ereignisse eintreten, die den erwarteten Gewinn fraglich erscheinen lassen (Quelle: finanzen.net)

Warum zähle ich diesen Kurssturz zu den guten Nachrichten des Tages? Weil er vielleicht dazu beitragen kann, dass sich Leute, die ihr Geld in Aktien anlegen, Gedanken darüber machen, welcher Art die Firmen sind, deren Anteile sie kaufen. Und eventuell eine ethische Geldanlage in Betracht ziehen. RWE gehört mit Sicherheit nicht in diese Kategorie.

Was sagen uns die Ereignisse des heutigen Tages?

Konzerne und Polizei, man muss das leider so formulieren, scheuen sich in Deutschland nicht, ungesetzlich zu handeln. In aller Offenheit und Überheblichkeit. Sie müssen erst durch Gerichte auf den legalen Weg zurückgestoßen werden. Zum Glück haben wir noch Gerichte, die unabhängig urteilen.


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